Klaus Staeck
„Ich habe hohe Ansprüche an die Satire.“
Zur Person
Klaus Staeck wurde 1938 im sächsischen Pulsnitz geboren und wuchs in der Industriestadt Bitterfeld auf. Nach dem Abitur ging er in den Westen, nach Heidelberg. Neben seiner Künstlerkarriere studierte er ab 1957 Jura und schloss mit dem zweiten Staatsexamen erfolgreich ab. Nach Versuchen mit Holzschnitten und Siebdrucken legte er sich bald auf Plakate und Postkarten fest. Er macht Politsatire und ist seit 1960 Mitglied der SPD. In der „Edition Staeck“ gibt er auch Werke anderer Künstler heraus. Seit 2006 ist er Präsident der Akademie der Künste und wurde zweimal wiedergewählt. 2015 endet seine Amtszeit.
20.02.2015, Berlin-Tiergarten. Ein 50er-Jahre-Bau mit niedrigen Decken und weiten Räumen. Die Akademie der Künste liegt unweit vom Amtssitz des Bundespräsidenten. Und doch ist man irgendwie im Nirgendwo. Der skandalträchtige Plakatkünstler Klaus Staeck hält trotz seiner Heiserkeit wacker durch. Einmal schaut er gebannt aus dem Fenster und freut sich: ein paar Amseln baden in einer Pfütze und ein Hase scheint dem Gespräch zu lauschen. Der Revoluzzer, der als Präsident der Akademie zum Kunstfunktionär wurde, ist gerade 77 Jahre alt geworden. Wir reden über Kunst, Plakate, Politik und über den richtigen Umgang mit Satire.
Herr Staeck, Sie sind in der DDR aufgewachsen, in Bitterfeld. Sie haben einmal einem Journalisten erzählt, dass Sie in der Schule politisiert wurden. Ihr Mitschüler hatte eine bessere Note bekommen, nur weil er ein so genanntes Arbeiter- und Bauernkind war. Stimmt die Legende?
Klaus Staeck: Ja, daher kommt auch mein Gerechtigkeitsfimmel. Als Kind empfindet man so etwas noch viel härter. Wenn ich irgendwo Ungerechtigkeit wittere, will ich etwas dagegen tun. Und die Welt ist voller Ungerechtigkeiten.
Nach dem Abitur sind Sie 1956 nach Heidelberg in den Westen gegangen. Es gab bei Künstlern und anderen Intellektuellen zu der Zeit auch eine Aufbruchsstimmung, die DDR mitzugestalten. Warum war das bei Ihnen nicht so?
Ich komme aus Bitterfeld, einer der härtesten Gegenden, die Deutschland damals zu bieten hatte, vor allem ökologisch. Meine Bronchitis rührt daher. Die halbe Klasse ging damals weg. Das war einfach – man stieg in den Zug und kam nicht wieder. Allerdings weiß ich nicht, was passiert wäre, wenn ich in der DDR einen Studienplatz bekommen hätte…