Kay Ray

Kay Ray

„Hundert Prozent Radikalität muss der Humor vertragen. Eine Figur darf alles.“

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11.06.2014, Hamburg. Mittwochmittag auf der Hamburger Reeperbahn. Touristen bestaunen den Kiez, der zu dieser Tageszeit weder verrucht noch glamourös wirkt. Kay Ray erscheint zum Interview in der Hausbar des Schmidt Theaters. Seine Stimme ist tief und rau, seine Haare sind grün, der Kaffee schwarz. Wie erhofft, nimmt der Grenzgänger humoristischer Unterhaltung auch im Interview kein Blatt vor den Mund und spricht über jedes Thema herrlich offenherzig – von Gender-Bending über das Verhältnis zwischen Theaterbühne und Frisörsalon bis zu dem Glück, das man als spießiger Familienvater empfinden kann.

Kay, wie viel Radikalität verträgt Humor?

Kay Ray: Das ist das Thema! Bei einem meiner Auftritte hat sich neulich jemand über das Wort „Gesichtsfotze“ beschwert. Beschwerden über meine Auftritte sind natürlich nicht im Sinne des Auftraggebers und die Frage war: Wie kommen wir da raus? Ich habe das abgekürzt und ganz schnell gesagt: „Ich mache diese Auftritte einfach nicht mehr, wenn ich Dinge nicht sagen darf. Das ist sonst nicht künstlerisch frei.“ Hundert Prozent Radikalität muss der Humor vertragen. Man kann ja gehen, wenn es einem nicht gefällt.

Der Zuschauer kann gehen?

Ja, natürlich. Ich kann mich ja auch entschließen, an einer Demonstration teilzunehmen und wenn die mir zu radikal wird, wenn ich Angst um Leib und Leben habe, gehe ich eben weg. Genauso ist das bei der Kunst auch. Wir leben Gott sei Dank in Zeiten, in denen ich mir nicht mehr einfach jemanden weg wünschen kann. Diese Zeiten sind vorbei.

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