Julia Engelmann
„Ohne Kritik würde ich durchdrehen.“
Zur Person
Bei einem Poetry Slam werden selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen – und dank Julia Engelmann, geboren am 13.05.1992, ist diese Kunstform auch in Deutschland wieder populär. Vor genau einem Jahr hat sie dies beim Bielefelder Hörsaal-Slam getan. „One Day / Reckoning“ nannte die junge Frau ihren Vortrag, der sich auf den Text des israelischen Folk-Rock-Musikers Asaf Avidan bezieht: Eine Betrachtung der Jugend, eine Aufforderung, seinen Träumen Raum zu geben und diese zu leben. „Also los, schreiben wir Geschichten!“, fordert die Psychologiestudentin aus Bremen. Das Video des Auftritts verbreitet sich erst Monate später, dafür aber rasant –ein ganzes Land ist verzückt. Verzückt von einer blonden Norddeutschen, die mit 16 Jahren ihr Abitur machte, zwei Jahre in der RTL-Serie „Alles was zählt“ mitspielte, im April diesen Jahres das Vorprogramm von Tim Bendzko mitgestaltete und am 19.05.2014 ihr erstes Buch veröffentlicht: „Eines Tages, Baby“. Das Video, das alles lostrat, findet man hier.
05.05.2014, Bremen. „Das mach ich später ist die Baseline meines Alltags“ – heute trifft das auf die Slam-Poetry-Sensation Julia Engelmann überhaupt nicht zu: Das Telefon klingelt auf die Minute pünktlich. Aber es ist schon eine Ausnahme, im direkten Gespräch Einblick in ihre Gedankenwelt zu bekommen, denn die 21-Jährige gibt sehr selten Interviews – Dinge abzusagen empfindet sie als mutig. In ihren Gedichten hingegen zeigt sie tiefe Einblicke in ihren Gefühlszustand. Ein Gespräch über viele Möglichkeiten, die Einstellung zum Leben und den Schweinehund in einem selbst.
Frau Engelmann, das Rheingold-Institut hat herausgefunden: Das typische Möbelstück der jungen Generation heute ist die Schrankwand. Was sagt das über Ihre Generation aus?
Julia Engelmann: Bei uns in der WG gibt es das nicht. Da ich ja selber Psychologie studiere bin ich immer vorsichtig, wenn jemand etwas herausgefunden hat. Wenn plötzlich alle eine Schankwand haben, würde mich erst mal interessieren, wie viele denn gefragt wurden und wie Schrankwand denn genau definiert wird. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das irgendetwas aussagt. Für mich nicht.
Es soll ein Versprechen ausstrahlen und Geborgenheit, die lebenslang hält.
Das steckt aber doch in jedem Menschen, nicht nur in meiner Generation. Das wollen doch alle.