John Irving
„Ein gutes Gespräch kennt seinen Weg.“
Zur Person
John Winslow Irving wurde am 02.03.1942 als John Blunt in Exeter,New Hampshire, geboren. Mit sechs Jahren adoptierte ihn sein Stiefvater, seitdem trägt er seinen heutigen Namen. Seinen leiblichen Vater lernte er nie kennen, stieß aber dafür fast zufällig um die Jahrtausendwende auf zwei Halbgeschwister. Nach einer schwierigen Schulzeit (bedingt durch eine nicht erkannte Legasthenie) widmete er sich dem Ringersport, erst Mitte der 60er-Jahre stieß er während eines Wien-Aufenthalts auf die erste tragende Romanidee. International erfolgreich wurde Irving mit seinem vierten Roman „Garp und wie er die Welt sah”. Vor „Der letzte Sessellift” erschienen bereits 14 Romane, fünf davon wurden in Hollywood verfilmt. Der Schriftsteller lebt mit seiner zweiten Frau, seiner Agentin Janet Turnballund dem gemeinsamen Sohn Everett, Irvings drittem Kind, in Toronto. Everett hat sich 2015 einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, heißt heute Eva Everett Irving und betätigt sich ebenfalls als Schriftstellerin und Drehbuchschreiberin.
Am 24.02.2006 ist es sehr kalt und grau in Zürich. Das Gespräch mit dem amerikanischen Literatur-Superstar ist von Nachdenklichkeit geprägt. John Irving, ganz in Schwarz, antwortet bedächtig und raumgreifend – und immer wieder mit eingestreuten Deutsch-Sprengseln. Das Besondere an diesem Gespräch: Während er seinen neuen Roman schrieb, erlebte er die dort erzählte Geschichte als selbst erfüllende Prophezeiung – was er beschrieb, wiederfuhr ihm parallel in seinem tatsächlichen Leben.
Mr. Irving, bei Ihrer Lesung in Hamburg vor zwei Tagen erzählten Sie, dass Sie jeden neuen Roman mit dem letzten Satz beginnen. Was könnte ein schöner letzter Satz für unser Gespräch sein?
John Irving: (lacht) Ah, das ist eine harte Frage, ich kann mir gerade nicht vorstellen, wo wir wohl enden werden.
Mögen Sie, im Gegensatz zum immer klaren Ende Ihrer Romane, Gespräche mit ungewissem Ausgang, wo man sich einfach vom Thema führen lässt?
Ja. Das ist doch viel spannender, oder nicht? Ich empfinde es oft als etwas anstrengend, wenn man in Interviews so durch die Themen rast. Ein gutes Gespräch kennt seinen Weg selbst am besten.