Johannes B. Kerner
„Es gibt keinen Phantomschmerz.“
Zur Person
Johannes B. Kerner wurde am 09.12.1964 in Bonn geboren. Nach dem Abitur begann er ein BWL-Studium in Berlin, das er aber abbrach. Seine Fernsehkarriere nahm 1986 ihren Anfang: mit einem Praktikum in der Sportredaktion beim Sender Freies Berlin. Schnell schaffte er den Sprung vor die Kamera und moderierte u.a. den „Punkt 5 Länderreport“ in der ARD. 1992 lockte ihn schließlich die Fußball-Bundesliga zu Sat1: als Moderator des populären Magazins „ran“ gelang ihm der Durchbruch. In der Folge bekam er 1996 neben der Fußball-Berichterstattung seinen eigenen Daily Talk „Kerner“. Ein Jahr später folgte der nächste Karriereschritt: beim ZDF moderierte Johannes B. Kerner neben seiner eigenen Talkshow (1.400 Sendungen bis 2009) auch das „aktuelle Sportstudio“, Fußball-Länderspiele und Samstagabendshows. Er avancierte damit zu einem der präsentesten Fernsehmoderatoren des Landes. Nach seinem erneuten Wechsel zu Sat1 im Jahr 2009, den er als größten Fehler seiner Karriere bezeichnet, kehrte Kerner Ende 2013 zum ZDF zurück. Im Juli 2014 moderierte er die Ranking-Show „Deutschlands Beste“. Einerseits populär und vielfach ausgezeichnet (u.a. Goldene Kamera, Bambi), gilt Kerner andererseits auch als umstrittener Moderator, auch aufgrund diverser Werbeengagements. Kerner ist mit der ehemaligen Hockey-Nationalspielerin Britta Becker verheiratet. Er hat vier Kinder und lebt in Hamburg.
24.05.2014, Hamburg. Im 13-stöckigen ‚Spiegel’-Hochhaus in der Hafencity hält der Fahrstuhl in der 7. Etage: das ZDF-Landesstudio. Johannes B. Kerner begrüßt freundlich und wirkt dabei genauso normal und nett, wie man ihn seit Jahren immer wieder beschreibt. Er bestellt sich noch einen schwarzen Tee mit einem Schuss Milch, dann geht’s los: Über seine Rückkehr zum ZDF nach dem schwersten Fehler seines Berufslebens, Erinnerungen an besondere Fernsehmomente, den Umgang mit Kritik und Rückzugsmomente in der Kirche.
Herr Kerner, im Vorraum hängt ein Bild von einem Hirsch mit einem stolzen Geweih. Darauf der Spruch: „Ohne das Zweite fehlt dir was.“ Haben Sie das Bild aufgehängt?
Johannes B. Kerner: Nein, aber in der Tat: Es könnte von mir sein. Das habe ich sehr schnell gemerkt, nach meiner glorreichen Entscheidung, zu Sat1 zu gehen. Ich hatte damals die Hoffnung, dass mir ein paar Zuschauer folgen. Aber die Zuschauer waren einfach ein bisschen intelligenter als ich. Ein schwerer Fehler, aber so ist das nun mal. Das Leben wird ohne Gebrauchsanweisung geliefert.
Das würden Sie heute so sagen: Dass es ein schwerer Fehler war, das ZDF 2009 zu verlassen und ein zweites Mal bei Sat1 anzuheuern?
Na klar, der schwerste meines Berufslebens. Aber das kann ich heute relativ gelassen sagen, wo ich zurück beim ZDF bin. Zum Schluss war es bei Sat1 eine Sendung, die mir keinen Spaß mehr gemacht hat. Das spüren die Zuschauer, das ist dann wie eine deflationäre Spirale, eine Abwärtsbewegung.