Jens Corssen

Jens Corssen

„Deine Rechthaberei macht dein Leben kaputt!"

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  • Frank Stolle
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Zur Person

07.12.2017, München. „Ach“, sagt Jens Corssen, „lassen Sie uns rübergehen.“ Raus aus seinen nüchternen Büroräumen geht es „rüber"“, ins Hotel „Vier Jahreszeiten“, nur wenige Fußschritte entfernt. Der Verhaltenstherapeut hält die Türen auf, eilt dann doch wieder voran, auf der Suche nach dem besten Platz. Dort ist es zu schummrig, dort zu laut, aber da drüben, da würde es passen. Er sei hier oft, hier lasse es sich aushalten. Eine heiße Schokolade, dann könne es eigentlich losgehen. Seine Augen hinter der Brille schauen analytisch und verschmitzt. Er entwirft noch schnell ein Persönlichkeitsprofil der Interviewerin. Jetzt aber die Fragen. Am Schluss steht fest: Man muss sein Leben nicht ändern. Wenn man es aber tut, ist Schluss mit dem ganzen Herumgeärgere.

Herr Corssen, wann haben Sie sich zuletzt geärgert?

In einem guten Restaurant habe ich Kabeljau mit Schmorgurken und Senfsauce bestellt. Die Schmorgurken schmeckten nach nichts, die Sauce war gar nicht erst da. Wenn ich mich ärgere, frage ich mich immer, wer hat das Problem? Und das Problem hatte ich, weil ich mir eine Vorstellung davon gemacht habe, wie das Essen in diesem Restaurant sein sollte. Aber dafür kann das Restaurant ja nichts. Natürlich habe ich aber meine Enttäuschung mitgeteilt!

Ärger hängt also mit Erwartungen zusammen, die nicht erfüllt werden.

Wir wollen zum Beispiel, dass unser Partner so oder so ist. Aber er ist eben anders. Damit müssen wir zurechtkommen. Der Partner muss nicht irgendwie sein. Wir können uns auch wie ein bockiges Kind verhalten, auf den Boden stampfen und herumschreien: Ich habe mir das ganz anders vorgestellt! Damit ist jedoch noch nichts geändert. Epiktet, ein griechischer Philosoph, hat gesagt, die Menschen sind unzufrieden und unglücklich, weil sie gegen alles sind, was sie nicht ändern können. Es geht daher darum, aus der Dagegen-Haltung herauszukommen: Wenn ein Stau da ist, ist er da. Und wenn der Partner nicht das macht, was ich will, dann macht er es eben nicht. Was nicht heißt, dass ich nicht aktiv nach Lösungen suche.

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