Jasmin Tabatabai
„Kinder werden in Deutschland als Privatproblem angesehen.“
Zur Person
Jasmin Tabatabai wurde am 08.06.1967 als jüngstes von vier Kindern einer Deutschen und eines Iraners in Teheran geboren und kam im Alter von 12 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. Ihre schauspielerische und musikalische Ausbildung absolvierte sie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Ihre Karriere lief von Beginn an zweigleisig; den Durchbruch als Songwriterin ebenso wie als Schauspielerin markierte 1997 der Film „Bandits“. Jasmin Tabatabai lebt mit ihrem Freund Andreas Pietschmann und ihren drei Kindern in Berlin-Pankow.
22.07.2007, Worms. Zum sechsten Mal inszeniert Dieter Wedel hier die Nibelungensaga. Ausgerechnet als Kriemhild, quasi der Inbegriff alles Deutschen und Blonden, mit dabei ist die Halbiranerin Jasmin Tabatabai. Ein Open Air-Gespräch mit einer Frau, die den gelebten Spagat genauso schätzt wie den Ausbruch aus Zwängen.
Frau Tabatabai, Sie haben die ersten zwölf Jahre Ihres Lebens im Iran verbracht und besitzen beide Staatsangehörigkeiten. Von dort aus bis zur Rolle der Kriemhild im Nibelungenlied, gespielt am Originalschauplatz, sind es kulturell wie gesellschaftlich Welten.
Jasmin Tabatabai: Da haben Sie Recht. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ausgerechnet ich einmal diese deutscheste aller Rollen spielen würde. Käthchen, Gretchen, Kriemhild – auch in meinem Kopf waren das immer Blondchen. So etwas macht aber auch nur ein Wahnsinniger wie Dieter Wedel. (lacht) Dem ist völlig egal, in welcher Schublade einer ansonsten steckt. Wedel ist absolut unkorrumpierbar, und das schätze ich enorm an ihm. Infolgedessen bekommt auch jeder Mitwirkende irgendwann mal von ihm eine Manöverkritik um die Ohren gehauen; vom Anfänger bis zum Star.
Wie kam er denn ausgerechnet auf Sie?
Er hatte wohl zufällig gesehen, wie ich in einer Fernseh-Talkshow dem Malerfürsten Markus Lüpertz Dauerkontra gegeben habe. Der ging mir einfach furchtbar auf die Nerven mit seinem selbstüberheblichen Habitus von wegen „der Künstler steht über der Moral“. Ich war wohl auch an dem Tag nicht wirklich gut gelaunt.