Janelle Monáe

Janelle Monáe

„Wir müssen die Kontrolle zurückgewinnen.“

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  • Jonas Holthaus
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Zur Person

09. März 2018, Berlin. Janelle Monáe lässt auf sich warten, ihre Entourage wird nervös: Müde sei sie, der Jetlag mache ihr zu schaffen. Kann man sich denken: Gerade erst war sie als Mitglied der Academy bei den Oscars in Los Angeles, jetzt stellt sie in Berlin ihr neues Album „Dirty Computer“ vor. Zehn Minuten verspätet kommt sie in die Suite im Soho House, beim Interview will sie alleine sein, ihr Team verlässt verdutzt den Raum. Ihr Auftritt ist durchaus divenhaft. Sie sitzt gerade, die Sonnenbrille bleibt auf. Zweimal muss sie gähnen, ganz dezent, zur Seite. Doch die Worte sitzen: Die Sängerin, Schauspielerin, Label-Chefin und Aktivistin macht klar, dass die Zeit für Machtmissbrauch und Demütigungen vorbei sein muss. Sie spricht langsam und überlegt, mit dunkler Sprechstimme, die sich in ein Flüstern wandelt, wenn sie über den Tod ihrer Cousine und ihres Mentors Prince spricht.

Mrs. Monáe, für Ihre Filme werden Sie bejubelt, Ihre neuen Songs werden mit Spannung erwartet. Und dann halten Sie auch noch eine wichtige Ansprache nach der anderen. Wie fühlt es sich an, die Frau der Stunde zu sein?

Es ist eine gute Zeit für Veränderungen. Und es ist mir eine Ehre, bei diesen Veränderungen eine Rolle spielen zu dürfen. Es war ein sehr großer Kraftaufwand, diese Bewegungen ans Laufen zu bringen. Das habe nicht ich gemacht, das waren sehr starke Frauen an der Graswurzel. Jetzt bewegt sich etwas und mich macht es stolz, dass ich das nun verstärken kann. Das betrachte ich als meine Aufgabe.

Warum eigentlich entstehen wichtige Bewegungen wie „Times’s Up“, „Me Too“ oder „Black Live Matters“ gerade jetzt?

Das soziale Klima war unerträglich geworden, wir bekommen aktuell eine Ahnung davon, wie groß der Scheiß noch werden könnte, der da auf uns zukommt. Menschen, die schon seit Jahren marginalisiert werden, müssen befürchten, dass sich ihre Lage noch verschlechtert, weil es ein machtvolles Patriarchat gibt, das ganz offen sagt: „Unser Ziel ist es, diejenigen am Rande noch weiter nach draußen zu schieben.“ Ständig zu erfahren, dass das eigene Leben weniger bis gar nichts zählt – das macht Menschen psychologisch fertig.

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