Jan Plewka

Jan Plewka

„Ich bin dabei, jeglichen Glauben an die Menschheit zu verlieren.“

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Zur Person

09.09.2014, Hamburg, in einer kleinen Bar im Schanzenviertel. Jan Plewka, der Frontmann der Band Selig, zählt wohl zu den gefühligsten Menschen der deutschen Rockmusik-Szene. Daraus macht er auch in diesem Gespräch kein Geheimnis – offenherzig und aufrichtig beantwortet er jede Frage, selbst wenn es sehr persönlich wird. Mit Selig nahm er unlängst ein neues Album mit alten Songs auf, eine Art Best Of-Platte in neuen Arrangements. Gute Gelegenheit für einen Rückblick: Auf die Zeiten mit der Band, auf den öffentlichen Umgang mit Gefühlen, die pathetisch sind, aber auch weit darüber hinaus – bis zurück in die eigene Kindheit.

Herr Plewka, mit Ihrer Band Selig haben Sie ein Album aufgenommen, auf dem Sie einige Songs Ihres Katalogs noch einmal neu interpretiert haben. Ist so eine Rückschau eine pure Freude?

Jan Plewka: Das Aufnehmen der Songs war pure Freude, ja. Das war wie ein Rausch. Die Auswahl hingegen war schwierig, da begegnet man auch noch mal einigen Dämonen aus der Vergangenheit. Von unserem dritten Album „Blender“, dem letzten aus den 90ern, hat es zum Beispiel kein Lied auf diese neue Platte geschafft. Und das hat Gründe. Rund um „Blender“ sind eben viele komische Dinge passiert, es war eine schlimme Zeit. Und die wollten wir nicht noch einmal hochleben lassen.

Wie ist das mit alten Texten? Kann man da immer noch zu hundert Prozent dahinter stehen?

Das geht ganz gut, weil mein Ansatz schon immer war: ein Text, den ich schreibe, soll mindestens sieben Jahre unbedingte Gültigkeit besitzen. Entsprechend habe ich nie mit Modeworten gearbeitet, damit die Inhalte immer Bestand haben. Ich bin sehr glücklich, wie beständig diese Lieder sind. Interessant ist auch, wie sich die Bedeutung eines Textes ändern kann. Das Lied „Die Besten“ zum Beispiel, in dem es um eine unzerstörbare Freundschaft geht: In den 90ern sind wir damit auf die Bühne gegangen und haben ihn fast ironisch überhöht gesungen. Dann kam der große Krach, und jetzt stellten wir fest, dass der Text sehr vorausschauend und eigentlich über uns selber war.

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