Isabelle Huppert
„In jedem von uns steckt ein gewisses Maß an Wahnsinn und Vernunft.“
Zur Person
Isabelle Huppert (geboren 1953 in Paris) nahm im Alter von 14 Jahren Schauspielunterricht und spielte kleinere Rollen am Theater und im Film. Mit dem Drama „Die Spitzenklöpplerin“ gelang ihr 1977 der Durchbruch. Sie drehte mit wichtigen europäischen Filmemachern wie Claude Chabrol, Jean-Luc Godard, Bertrand Tavernier, Claire Denis, Catherine Breillat, François Ozon und Michael Haneke. Isabelle Huppert wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter zwei Mal mit dem Darstellerpreis in Cannes. Sie ist seit 1982 mit dem französisch-libanesischen Regisseur Ronald Chammah verheiratet. Das Paar hat drei erwachsene Kinder. Isabelle Huppert lebt in Paris und ist Eigentümerin des Kinos „Cinema Christine 21“ in der Rue Christine.
15.12.16 Berlin. Isabelle Huppert friert. Obwohl die Suite im Berliner Adlon Hotel gut geheizt ist, sitzt die französische Schauspielerin in einer dicken Lederjacke zusammengekauert am Tisch und wärmt sich die Hände an einer Tasse Tee. Ihre Handtasche hat sie – beinahe wie einen Schutzwall – vor sich aufgebaut. Aufmerksam mustert sie den Journalisten. Sie ist ungeschminkt, trägt nicht einmal Lippenstift. Sie antwortet auf Englisch, mit charmant französischem Akzent. Die Tasche schiebt sie im Verlauf des Gesprächs zur Seite.
Madame Huppert, welche Maske tragen Sie heute?
In diesem Augenblick die einer Frau, die gerade interviewt wird. Wir beide spielen doch Rollen: Sie sind der Interviewer, ich die Interviewte.
Zeigen Sie der Öffentlichkeit nie Ihr wahres Gesicht?
Nein, denn was sollte dieses wahre Gesicht sein? Es ist nicht so, dass ich mich in diesem Augenblick verstelle oder sogar lüge. Aber ich spiele wie Sie eine Rolle. Das ist eine soziale Kompetenz, die bei Interaktionen mit unseren Mitmenschen sehr hilfreich ist. Würden wir alle unsere Masken fallen lassen, wären wir wie wilde Tiere. (lacht)