Insa Thiele-Eich
„Wenn man es genau betrachtet, wissen wir nichts.“
Zur Person
Insa Thiele-Eich (geboren am 21.04.1983 in Heidelberg) verbrachte ihre Kindheit und Jugend u.a. in Texas, wo ihr Vater, der Astronaut Gerhard Thiele für die ESA ins All flog und für die NASA arbeitete. Thiele-Eich absolvierte ein Meteorologie-Studium an der Uni Bonn und forschte im Rahmen ihrer Promotion an Methoden zur besseren Wetter- und Klimavorhersage sowie zu den Folgen des Klimawandels. Zusammen mit der Bundeswehrpilotin Nicola Baumann wurde sie 2017 im Rahmen der Initiative „Die Astronautin“ aus 400 Bewerberinnen zu den zwei Finalistinnen ausgewählt. Nach der Ausbildung soll eine deutsche Frau 2020 auf die Raumstation ISS ins All fliegen. Insa Thiele-Eich ist verheiratet und hat zwei Kinder.
28. Februar 2018, Hamburg. Elf Deutsche sind bisher zu Missionen ins Weltall aufgebrochen. Das Problem: Bislang handelte es sich ausschließlich um Männer. Mit der Initiative „Die Astronautin“ soll sich dies bis 2020 endlich ändern. Gallionsfigur dieses wissenschaftlich wie gesellschaftlich überfälligen Projektes ist die Meteorologin Dr. Insa Thiele-Eich, eine von zwei Kandidatinnen, die für dieses zweiwöchige Weltall-Abenteuer ausgewählt wurden. Während sie mit grazilen Händen Sushi greift, berichtet sie hochbegeistert und humorvoll von Kometen, russischen Raketen und echten Ängsten sowie von der Verantwortung, möglicherweise die erste deutsche Frau im All zu sein.
Frau Thiele-Eich, bevor wir in die technischen und physischen Ebenen Ihrer Arbeit einsteigen, erst mal ein wenig Romantik. Welcher Kindheitstraum wird wahr, wenn Sie ins All fliegen werden?
Ich möchte die Erde von oben sehen – das ist ein ganz klares Bild, das ich schon auf Fotos total ergreifend finde. Dieses ganze Farbenspiel vor dem pechschwarzen Hintergrund, das fasziniert mich sehr. Als Laie denkt man ja gern, da ist Blau, Grün, Braun, ein paar Fleckchen Weiß – und fertig. Aber tatsächlich sieht man sehr viele verschiedene Farben. Als Meteorologin interessieren mich darüber hinaus natürlich die Wolkenformationen, die Strömungen der Luft, die Polkappen – alles das mal auf einen Blick erfassen zu können, darauf freue ich mich. Denn erst dieser große Gesamt-Blick auf die Erde wird mir die Perspektive darauf öffnen, wo ich mich im Raum und Universum befinde.
Diese eher metaphysische Sichtweise ist für Sie bedeutsam?
Ja, und sie war es immer. Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich mich schon als Kind gefragt habe, wo in diesen unendlichen Weiten des Universums wir uns genau befinden. Es war für mich wichtig, genau zu wissen, wo ich eigentlich bin. Und wenn man einmal verstanden hat, dass man auf der Erde mal hier, mal da ist, dann ist es für mich der nächste logische Schritt, mich einmal von der Erde zu lösen und mir alles aus der Distanz anzuschauen. Diese doch recht kindlichen Gedanken waren der Ursprung für meine Faszination.