Ingo Fietze

Ingo Fietze

„Schlaf gilt nicht als sexy.“

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  • Paula Winkler
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Zur Person

18. April 2018, Berlin. Der Schlafmediziner Ingo Fietze gehört zu den wenigen Experten, die bei erschöpften Menschen nicht sofort an Burnout denken, sondern erst einmal danach fragen, ob man denn gut oder schlecht schlafe. Denn Schlafmangel mache uns alle krank, mehr, als wir wahrhaben wollen, schreibt er in seinem neuen Buch „Die übermüdete Gesellschaft“. Ein Gespräch über Eulen und Lerchen, über die Ursachen des zunehmenden Schlafmangels und dessen Kosten. Über nimmermüde Kleinkinder und das ideale Timing fürs Nickerchen. Fietze selbst schläft auch nicht immer gut. Was seine Patienten an ihm schätzen.

Herr Fietze, Sie leiten das schlafmedizinische Zentrum der Charité in Berlin. Wie muss man sich das vorstellen, heilen Sie Ihre Patienten im Schlaf?

Gewissermaßen schon. Bei Schlaferkrankten wird der schlechte Schlaf tatsächlich in der Nacht geheilt. Das schlafmedizinische Zentrum ist aber grundsätzlich dafür da, Schlafstörungen aller Art zu diagnostizieren und, wenn möglich, zu behandeln.

Sind Schlafstörungen überhaupt heilbar?

Um eine Schlafstörung zu heilen, müsste ich an die Ursachen herankommen, also chirurgisch den Störfaktor entfernen. Das geht aber nicht. Das Schlaf-Wach-Zentrum liegt tief im Gehirn, ich komme gar nicht daran. Alternativ müsste ich an die Schlaf-Wach-Hormone heran, weil bei denen etwas durcheinandergeraten ist. Das kann ich aber auch nicht, weil diese Hormone im Gehirn nicht nachweisbar sind. Kurzum, eine Heilung ist nicht möglich. Schlafstörungen sind also chronische Erkrankungen, die in der Regel etwas mit den Schlaf-Wach-Hormonen und dem Nervensystem zu tun haben. Sie sind in vielen Fällen gut behandelbar, aber nicht heilbar.

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