Ille C. Gebeshuber

Ille C. Gebeshuber

„Der Dschungel ist wie ein Lehrmeister.“

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  • Ingo Petramer
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Zur Person

19.01.2017, Wien. Ille C. Gebeshuber, eine der weltweit führenden Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Bionik und Nanotechnologie, ist gerade in ihrem Büro an der TU Wien angekommen und nimmt sich viel Zeit für das anschließende Telefongespräch. Dabei entführt sie den Interviewer in bisher ungeahnte, neue Welten, in denen wir etwa unsere Gegenstände des täglichen Lebens ganz natürlich wachsen lassen könnten. Sehr engagiert und kenntnisreich gibt sie einen Ausblick, wie zukünftig ein umweltbewusstes Leben möglich sein könnte – wenn wir es denn wollen.

Frau Gebeshuber, Sie sind Professorin für Physik und Spezialistin auf dem Gebiet der Bionik und Nanotechnologie. Gibt es eine Technik aus Ihrem Forschungsgebiet, die im Alltag angewandt wird?

Ohne nun zu sagen, dass mir das gefällt, helfen Verfahren aus der Bionik dabei, Hauswände gegen Graffiti zu schützen. Diese Oberflächen besitzen eine besondere Beschichtung, auf der die Farbstoffpigmente nicht haften bleiben. Oft sind diese Wände gar nicht zu besprühen, spätestens beim nächsten Regenschauer lässt sich die Farbe sehr einfach abwaschen.

Ein wichtiger Ideengeber für die Bionik ist die Natur. Welches Beispiel aus der Forschung finden Sie besonders eindrucksvoll?

Die Geschichte des Klettverschlusses an unserer Kleidung. Die Story geht so: Der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral ging gerne mit seinem Hund Gassi, ärgerte sich aber stets darüber, dass sich im Fell des Hundes die Samen der sogenannten Klettenpflanze verfingen. Daraufhin hat er sich diese Kletten einmal genauer unter einem Mikroskop angeschaut und festgestellt, dass sie sich mittels kleinster Haken an dem Hundefell befestigen. Er hat das Verfahren patentiert und ist damit reich geworden. Recht bekannt ist auch die Eigenschaft der Lotuspflanze, deren Oberfläche sich selbst reinigen kann, weil Schmutz und Wasser einfach an ihr abperlen. Man dachte zuerst, die Oberfläche müsste sehr glatt sein. Unter dem Mikroskop stellte sich dann jedoch heraus, dass winzige Kristalle den Blättern eine raue Struktur geben. Diese vielen kleinen Noppen sorgen nun dafür, dass Schmutzpartikel und Wassertropfen fast gar nicht in Kontakt mit dem Blatt kommen. Sie können daher nicht haften, die Wassertropfen perlen ab und spülen den Schmutz weg. Heute wird dieses Prinzip etwa bei Glasoberflächen an Gebäuden angewandt.

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