Herbert Feuerstein
„Wenn ich mich zwischen zwei Übeln zu entscheiden habe, wähle ich immer beide.“
Zur Person
Herbert Feuerstein wurde am 15.06.1937 in Zell am See in Österreich geboren. Nach dem Abitur studierte Feuerstein am Mozarteum Musik und siedelte dann über nach New York. Dort arbeitete er von 1960-1969 als Journalist und zuletzt als Chefredakteur der New Yorker Staats-Zeitung. Nach seiner Rückkehr als Verlagsleiter beim Pardon-Verlag Bärmeier & Nikel leitete er ab 1972 für 20 Jahre die deutsche Ausgabe des legendären MAD-Magazins. In den 80er-Jahren gelang ihm sukzessive der Übergang ins TV-Geschäft. Einen hohen Bekanntheitsgrad erfuhr er mit Sendungen wie „Pssst“, „Was bin ich?“ und gilt mit „Schmidteinander“ an der Seite Harald Schmidts als Mitbegründer der deutschen Late-Night-Show. Neben diversen Rollen in Film, Fernsehen und Theater machte er sich als Buchautor der gleichnamigen TV-Reihe „Feuersteins Reisen“ verdient und ist immer noch als Moderator klassischer Musik aktiv. Feuerstein ist zum dritten Mal verheiratet, hat eine Tochter und lebt im Kölner Hinterland und in Berlin.
24.09.2014, Berlin, später Vormittag. Herbert Feuerstein steckt in den medialen Vorbereitungen zu seiner kürzlich erschienenen Autobiographie „Die neun Leben des Herrn F.“. Dennoch nimmt er sich die Zeit für ein ausführliches Gespräch, was dem Umstand geschuldet ist, dass man sich schon besser kennt. So hebt er den Telefonhörer ab und begrüßt sein Gegenüber gleich namentlich, „da ich eigentlich solche Interviews ungern gebe und ansonsten keine Anrufe erwarte.“ Von Unwille merkt man im anschließenden Gespräch nichts – Feuerstein ist voll bei der Sache und keineswegs zugeknöpft. Erwartungsgemäß feinsinnig und humorvoll skizziert er, was er „neun Leben“ nennt.
Herr Feuerstein, Ihre kürzlich erschienene Autobiographie heißt „Die neun Leben des Herrn F.“. Das mutet ein wenig an wie die umtriebigen Erlebnisse einer sadomasochistischen Felidae à la der „Geschichte der O.“. Ist da was dran?
Herbert Feuerstein: Bei mir sind es weniger die neun Leben einer Katze, sondern neun Lebensabschnitte, die jeder für sich ein eigener Lebensentwurf sein könnte. Richtig aber ist, dass ich ein notorischer Selbstquäler bin. Ich ringe gerne mit mir, verliere regelmäßig und bin eigentlich immer mein eigener Feind. Das in die Öffentlichkeit zu posaunen, war nicht mein Anliegen. Ich halte einfach Rückschau auf das Leben, wie das einem so passiert, wenn man ins Grübeln kommt und einem das Alter ein bisschen Selbstreflexion aufzwingt.
Ihr Buch erscheint recht unorthodox ohne Vorwort oder Danksagung. Sind Sie undankbar?
Ja, durchaus. Weniger dem Schicksal gegenüber, weil ich in einer friedlichen Zeit gelebt habe, aber umso mehr dem lieben Gott gegenüber, weil ich mit ihm so gar nichts am Hut habe. Meine Haltung den Mitmenschen gegenüber kann ich schwer einschätzen. Ich gehöre zu jenen, die sofort in tiefste Schuldgefühle verfallen, wenn jemand nett zu mir ist, weil ich überzeugt bin, dass ich das gar nicht verdiene. Vielmehr meine ich, ich müsse das erwidern und bin dann oft überschwänglich mit meinen Antworten.