Helmut Oehring

Helmut Oehring

„Ich möchte, dass sich meine Musik auf die Haut legt, darunter kriecht und dort bleibt.“

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  • Sebastian Hoppe / Astrid Ackermann
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Zur Person

24.05.2009, Berlin. Es ist ein interessanter Gegensatz: So leidenschaftlich Helmut Oehring in Bezug auf die Inhalte des Gesprächs ist, so bedächtig und wohlüberlegt spricht er. Er erzählt vom außergewöhnlichen Leben eines passionierten Quereinsteigers: Die Eltern des Komponisten, Musikers und Dirigenten waren gehörlos, er selbst baute zunächst Autobahnen, bevor er sich als purer Autodidakt in die Welt der Neuen Musik begab. Hier erfand er eine Musiksprache, bei der er über die Bewegung im Raum eine Brücke zwischen den Welten der Hörenden und Gehörlosen schuf.

Herr Oehring, wie geht es der Neuen Musik in Zeiten der Krise in der Musikbranche?

Helmut Oehring: Genau kann ich Ihnen das nicht sagen – ich bin ja Komponist, kein Forscher. Ich stelle jedoch fest, dass, seit ich in diesem Beruf arbeite, also seit mehr als 20 Jahren, sowohl in der damaligen DDR als auch nach der Wende in der Bundesrepublik der Ruf der Neuen Musik schlechter ist als ihre Realität. Dieses ganze Krisengerede – und das gilt auch für die Rockmusik – ist meines Erachtens völliger Quark. Musik – das ist ja zum Beispiel auch Theater oder große Oper, und die Sehnsucht nach Verwandlung der Realität in Kunst und wieder zurück ist riesig. Ich kann das deshalb sagen, weil ich als Autodidakt und Quereinsteiger meine klaren Vorbehalte gegenüber Elfenbeinturm-Komponisten habe. Mit Künstlern im intellektuell-akademischen Türmchen kann ich mich allgemein nicht identifizieren.

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