Helmut Krausser

Helmut Krausser

„Den Hang zur ständigen Verfeinerung überlasse ich anderen.“

Kategorie
Leserbewertung

Zur Person

02.05.2004, Berlin, in Helmut Kraussers mit Büchern und DVDs reich bestückter Kreuzberger Zweitwohnung. Den mitgebrachten Kuchen verschmäht der in Jogginghose und Adiletten gekleidete, streitbare Autor. Auch ansonsten wirkt Krausser zunächst äußerst reserviert, taut nach einer Tasse Tee aber zusehends auf.

Herr Krausser, Sie haben einmal geschrieben: „Die Tragik meines Lebens besteht wohl darin, dass ich lieber Komponist geworden wäre als Schriftsteller.“ Diese Liebe zur Musik lässt sich nicht bloß durch zwei von Ihnen angefertigte Opern-Libretti sowie Ihre Ex-Rolle als Sänger der Rockband Genie & Handwerk belegen, sondern zieht sich darüber hinaus auch quer durch Ihre Romane.

Helmut Krausser: Ich versuche generell, sehr melodiös zu schreiben. Gerade im Rahmen meiner lyrischen Selbstausbildung habe ich gemerkt, dass auch Sprache als Kunstform immer einem Zusammenspiel von Melodie und Rhythmus unterworfen ist.

Das ist sicher die eine, die sprachliche Seite. Thomas Bernhard etwa wird ja ebenso gerne als ‚musikalischer’ Autor bezeichnet mit seinen sich vorwärts grabenden Endlossätzen...

(unterbricht) Nee. Bernhard kann nichts. Ein Phrasendrescher ohne Talent, wenn Sie mich fragen. Einmal angeworfen, rattert der sein Repertoire runter. Bernhard ist ein österreichischer Provinzautor, der sich Zeit seines Lebens als Verfolgter eines von Altnazis regierten Staates dargestellt hat. Dabei war er einer der von ebenjenem Staat am meisten geförderten und unterstützten Schriftsteller.

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