Hans Leyendecker

Hans Leyendecker

„Es reicht nicht, wenn man nur seinen eigenen Haushalt macht.“

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30.01.2006, Berlin. Der Journalist Hans Leyendecker kommt pünktlich zum Fuß des Alex, Berlins berühmten Fernsehturm. Die Idee, sich im bedächtig drehenden Telecafé auf 207,53 Metern Höhe über die Niederungen der Korruption zu unterhalten, gefällt ihm. Er bestellt ein Kännchen Kaffee und stellt im Laufe des Gesprächs auch mal Gegenfragen.

Herr Leyendecker, im Laufe Ihrer Laufbahn als Enthüllungsjournalist haben Sie mit Korruption in den unterschiedlichsten Facetten zu tun gehabt. Was bedeutet der Begriff eigentlich für Sie?

Hans Leyendecker: Das Wort Corruptio bezeichnete in der katholischen Kirche und den Bekenntnisschriften der Reformation die Erbsünde. Für mich heißt es: Einige Menschen in bestimmten Stellungen haben es leichter als andere, sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen – und nutzen Vorteil dann auch gnadenlos aus.

Gibt es eine offizielle Definition des Begriffs?

Sich einen privaten Vorteil durch die Möglichkeiten verschaffen, die sich aus einem öffentlichen Amt oder aus einer wirtschaftlichen Position heraus ergeben. Die Frage ist natürlich: Wo fängt das an? Ist – wie etwa in der Eon-Thyssen-Ruhrgas-Diskussion – der Kommunalpolitiker korrupt, der sich nach Barcelona einladen lässt, um dort über das Gas-Vorkommen in Sibirien zu sprechen? Ist der Arzt korrupt, der auf einen Kongress fährt, bei dem nur an einem Tag diskutiert wird und er sich die restlichen vier Tage lang an den Badestrand legt?

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