Frank Turner

Frank Turner

„Die englische Höflichkeit steht auf einem Fundament der Feindseligkeit.“

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  • Anne-Lena Michel
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Zur Person

15.06.2015, Berlin. Eis ist zehn Uhr morgens, eine Uhrzeit, die Rockstars eigentlich nur vom Hörensagen kennen sollten. Frank Turner ist trotzdem schon auf den Beinen und schlendert gutgelaunt durch den Innenhof eines Touristenhotels. An seinem zuversichtlichen Gesichtsausdruck kann man die jüngere, an seinen zahlreichen Tätowierungen die ältere Vergangenheit ablesen. Turner, der vor zehn Jahren noch in ranzigen Kaschemmen aggressiven Punkrock spielte, wird inzwischen vom musikalischen Mainstream hofiert und verkauft mit seinen hemdsärmeligen Folkrock-Songs große Hallen aus. Ein bisschen zwischen den Stühlen sitzt der Musiker dabei noch immer. Im Gespräch schildert er, wie sich das anfühlt. Seinem Lachen nach zu urteilen: nicht schlecht.

Herr Turner, Ihr neues Album heißt „Positive Songs For Negative People“. An welche negativen Menschen haben Sie da gedacht?

Frank Turner: Ich fange ehrlich gesagt selbst gerade erst an, über diese Frage nachzudenken. Manchmal glaube ich, dass ich diese negative Person bin. Der Ausdruck stammt aus einer betrunkenen Unterhaltung, die ich mal mit einem Freund geführt habe, über das, was ich gerade so mache und warum ich immer nur traurige, introspektive Musik höre. Aber ich glaube, das hängt damit zusammen, dass sie mich tatsächlich aufmuntert. Sie stimmt mich positiv, und das spiegelt sich wiederum auch in meiner Musik wider.

Mit Verlaub, demonstrativ positive Songs schreiben Sie auch nicht.

Das will ich hoffen. Können Sie sich noch an den Song „Don’t Worry Be Happy“ erinnern? Ein fürchterlich penetranter Ohrwurm, den ich schon immer ausgesprochen enervierend fand. Als ob es wahrlich nichts gäbe, über das man sich Sorgen machen könnte. Andererseits sollte man sich auch dann bewusst machen: Wenn man fertig ist mit dem Sich-Sorgen, ist es immer eine bessere Idee, zurückzubeißen als sich in sein Schicksal zu ergeben.

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