Faith47
„Graffiti ist eine Art, miteinander umzugehen.“
Zur Person
Faith47 wurde in Kapstadt geboren und lebt und arbeitet dort noch heute. Sie hat keine klassische künstlerische Ausbildung gemacht, sondern sich mit „learning by doing“ in der Graffiti-Szene ihr Handwerk selbst angeeignet. Mit ihren Wandbildern, die häufig aktuelle politische Themen Südafrikas thematisieren, hat sie sich über die Grenzen Südafrikas hinaus einen Namen gemacht. Weiterhin arbeitet sie als Malerin, Illustratorin und in früheren Jahren auch als Designerin. Faith47 hat ihre Kunst weltweit in diversen Ausstellungen präsentiert – in Deutschland wurde sie vor allem durch ihre Berliner Ausstellung „The restless debt of third world beauty“ (2008) bekannt. Ihre Arbeit als Street-Art-Künstlerin hat sie in drei Videos dokumentiert. Faith47 hat einen elfjährigen Sohn.
7.10.2009, Lüneburg. Faith47 ist weltweit eine der wenigen Frauen, die sich mit ihren Graffitis in der Street Art-Szene einen Namen gemacht haben. In ihrer Heimatstadt Kapstadt und in Johannesburg gehört für sie als Weiße selbstverständlich dazu, auch in den schwarzen Townships zu arbeiten. Heute steht sie im Lüneburger Nieselregen auf einer Hebebühne einige Meter über dem Erdboden und malt auf eine Schulmauer ein kleines Boot, das von einer Riesenwelle aufgewirbelt wird. Die südafrikanische Künstlerin trägt im Rahmen des „ARTotale Urban Art Project“ dazu bei, mit moderner Straßenkunst in den mittelalterlichen Stadtkern einzugreifen und so eine öffentliche Diskussion zu provozieren. Im Gespräch ist sie leise und zurückhaltend, ohne schüchtern zu sein. Die schmale Frau mit den rotblonden Haaren fordert Raum zum Nachdenken, lässt sich nicht drängen und schon gar nicht festlegen.
Faith47, wie oft haben Sie Ihren Schriftzug auf die Wände in Südafrika geschrieben?
Faith47: Sehr, sehr oft. Ich kann es gar nicht mehr zählen.
Wann haben Sie mit Graffiti angefangen?
1997 kam ich mit der Szene in Kontakt. Ich bin damals mit wealz130, einem in meiner Heimat sehr bekannten Sprayer der ersten Stunde, losgezogen. So ungeübt, wie ich war, habe ich mit ihm einfach angefangen, Graffitis zu machen. Es hat mich von Anfang an begeistert.