Eva-Maria und Andreas Mohn

Eva-Maria und Andreas Mohn

„Sein Wesen nicht entfalten zu können, ist das Schlimmste für einen Menschen.“

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  • Stefan Kröger
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Zur Person

Bielefeld, 09.02.2016. Das Büro der Andreas Mohn Stiftung liegt in der Bielefelder Altstadt unweit der Nicolaikirche. Im kleinen Konferenzraum stehen Wasser, Kaffee und eine große Auswahl von Keksen bereit. Im größeren Raum neben der offenen Teeküche heben hin und wieder die beiden ansässigen Kanarienvögel zum Indoor-Ausflug ab. Auf einem laminierten Türschild steht: „Vorsicht! Freifliegende Vögel!“ Andreas Mohn, der sich die Kräfte in dem langen Treffen aufgrund seiner Multiplen Sklerose gut einteilen muss, zeigt sich begeistert von der Aussicht, das Magazin mit Phil Collins zu teilen und nimmt im Gespräch immer wieder gerne auf den Megastar als Sinnbild Bezug.

Frau Mohn, Herr Mohn, gerade eben liefen im Radio die Nachrichten. Flüchtlingskrise, Bomben auf Aleppo, Nordkorea baut die Atombombe, die Börsenkurse fallen. Kurz: der Weltuntergang. Wieso sollte man sich überhaupt noch für etwas engagieren?

Andreas Mohn: Weltuntergangsszenarien gab es schon im alten Kalender der Maya. Man kann ihnen folgen oder eben nicht. Ich bevorzuge es, ihnen nicht zu folgen. In diesem Fall geht man wie ein Handwerker einfach seiner täglichen Arbeit nach. Oder werfen Sie mal einen Blick ins Seniorenheim: Da finden Sie lauter Menschen, die 80 Jahre oder älter geworden sind. Keiner von denen hat den Weltuntergang erleben müssen. Der Eindruck, dass er ständig kurz bevorsteht, gründet in dem Bedürfnis westlicher Medien, nur die negativen Aspekte des Daseins als nachrichtentauglich zu betrachten. Im konkreten Leben der Menschen gibt es hingegen viel Freude und das überall. Bekannte von uns leben im Kosovo und sagen: „Wir haben Heizung, Warmwasser und ein Dach über dem Kopf. Das ist für uns Glück.“

Unglücklich machen folglich die hohen Ansprüche?

Andreas Mohn: Nicht jeder kann leben wie Phil Collins. Deutschland bietet ein enorm hohes Niveau, weswegen wir auch das gelobte Land für Flüchtlinge darstellen. Unsere medizinische Versorgung garantiert die höchsten Überlebenschancen und die Annehmlichkeiten in Sachen Wohlstand und Technik sind hervorragend. Der Weltuntergang ist bei uns weit und breit nicht in Sicht. Und was die Börse angeht: Die erholt sich wieder. Außerdem haben Leute, die nennenswert an der Börse investieren, sowieso genug Geld, um einen vorübergehenden Kurssturz zu verkraften.

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