Elliot Tiber

Elliot Tiber

„Die Vernunft überlebt nicht lange. Wenn die Vernunft verschwindet, setzt der Glaube wieder ein. Und dann wird’s dunkel.“

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Zur Person

31.08.2009, ein Morgen in New York. Elliot Tiber hat sich einen zweiten Kaffee gemacht und lässt sich nieder. Beim Sprechen umgibt ihn die Aura eines älteren Herren, zu dem man anerkennend aufblickt: eine einnehmende Mischung aus jovialem Erzähler, lebensweisem Vater, scharfem Kritiker und schelmisch Junggebliebenem. Nach einigen Minuten des Warmlaufens sprühen die Sätze förmlich aus seinem Mund – ein Mann in seiner Begeisterung für das Leben. Das habe er der Kultur zu verdanken, wird er berichten, außerdem der Liebe; und diesem einen Ereignis, das nicht nur sein Leben grundlegend veränderte: Woodstock. Denn in diesen drei Tagen, die ohne ihn möglicherweise nie stattgefunden hätten, habe er „die unbedingte Freiheit erkannt, immer und nur man selbst zu sein“. Und so sagt er unverhohlen, was er denkt – auch über Homophobie und den Papst.

Mr. Tiber, wie oft ist Ihnen die Frage schon begegnet, was Sie heute wohl ohne den großen Zufall namens Woodstock machen würden?

Elliot Tiber: Nach ein paar hundert Malen hört man auf zu zählen. Und um die Anschlussfrage vorweg zu nehmen: Ich würde vermutlich schwerstens depressiv noch immer Toiletten im El Monaco Motel putzen und dem nächsten Wochenend-Trip nach New York entgegen fiebern.

So wenig Vertrauen in die eigene Persönlichkeit, dass Sie auch ohne dieses für Sie so einschneidende Ereignis Ihr eigenes Ich entdeckt hätten?

Sicher, es wären schon auch andere Dinge passiert, die mich voran gebracht hätten. Ich war ja niemand, der nur rumsitzt und darauf wartet, dass etwas passiert. Zumal uns die Bank das El Monaco vermutlich eh weggenommen hätte. Aber es hätte sich alles nicht mit einer solchen Wucht verändert. Vermutlich wäre ich heute schon deshalb ein anderer, weil der Weg zu den Erkenntnissen über sich selbst ohne dieses Ereignis ein deutlich langwierigerer gewesen wäre.

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