Christine Westermann
„Ich bin nicht, was ich denke.“
Zur Person
Christine Juliane Westermann wurde am 02.12.1948 in Erfurt geboren. Ihr Vater, Ewald Westermann, war Erfurter Stadtsekretär, ihre Mutter arbeitete als Sekretärin beim Mannheimer Morgen. Westermann volontierte ebenda und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Von 1972 an arbeitete sie als freie Journalistin für Radio und Fernsehen. Von 1987 bis 2002 moderierte sie die „Aktuelle Stunde“ mit Frank Plasberg, von 1996 bis 2016 mit Götz Alsmann „Zimmer frei!“. Sie war festes Mitglied der ZDF-Sendung „Das literarische Quartett“ und gilt als eine der bekanntesten Buchkritikerinnen. Aktuell erscheinen ihre Empfehlungen im Stern, im Buchjournal und im Hörfunk des WDR. Ihre eigenen Bücher wurden bislang alle Bestseller.
17. Oktober 2017, Köln. Christine Westermann verabredet sich gerne im Café des Museums für Angewandte Kunst, die Luft ist herbstlich mild, die Wahl fällt auf einen Tisch draußen im Innenhof. Zunächst hört man nur das Rascheln der Blätter im Wind, das Plätschern eines Springbrunnens. Pünktlich zur Mittagsstunde läuten die Glocken der benachbarten Minoritenkirche, doch das ist kein Lärm – das ist Atmosphäre. Christine Westermann, fast 69, hat spürbar Lust zu reden. Ihr neues Buch handelt vom Alter und von Abschieden, die Gedanken sind noch frisch und werden kombiniert mit jüngsten Erlebnissen: einem Streit mit einem Radfahrer und der Begegnung mit zwei Weltreisenden im ICE nach Hamburg.
Frau Westermann, Sie betonen gerne, wie sehr Sie den „Fragebogen“ von Max Frisch schätzen, eine Sammlung mit Fragen aus verschiedenen Kategorien.
Oh ja, ich liebe diese Fragen. Sehr tricky, manchmal fast gemein. Jede einzelne bringt mich zum Innehealten und Nachdenken.
Eine habe ich rausgesucht: „Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden, oder meinen Sie’s noch?“
Klüger ist das falsche Wort, klug bedeutet für mich, alles besser zu wissen. So bin ich nicht. Wenn jedoch klüger in dem Sinne gemeint ist, dass ich besser darin werde, Dinge zu verstehen und zu begreifen, dann werde ich mit jedem Lebensjahr klüger.