Billy Corgan
„Es ist ein brüchiger Frieden.“
Zur Person
Schon kurz nach seiner Geburt in Chicago am 17.05.1967 ließen sich die Eltern von Billy Corgan scheiden; seine schwierige Kindheit verbrachte er bei Tanten, Omas und Stiefmüttern. Der Ausbruch aus dem problematischen familiären Umfeld erfolgte zunächst durch seinen Einstieg bei der Jazz Noise-Band The Marked, mit 19 gründete Corgan dann die Smashing Pumpkins, die im Zuge der Alternative-Bewegung zu Superstars aufstiegen. Anschließend formierte er die Allstar-Band Zwan, die nach nur einem Album wieder das Handtuch warf. Nach einer gescheiterten Ehe und der beendeten Langzeit-Beziehung zu der Fotografin Yelena Yemchuk lebte und arbeitete Corgan vorübergehend solo in Chicago, seit 2007 ist er mit einer neu formierten Besetzung der Smashing Pumpkins wieder aktiv und veröffentlichte seither zwei weitere Alben.
29.04.2005, in einer Suite des Hamburger Hyatt Hotels. Corgan ist mit einer Mischung aus 30er Jahre und zerschlissenem Gärtnerdress betont unmodisch gekleidet. Anders als bei früheren Interviews ist er aber ein aufmerksamer und offenherziger Gesprächspartner – bis hin zum Seelenstriptease.
Mr. Corgan, nach den Smashing Pumpkins und dem gescheiterten Projekt „Zwan“ sind Sie mit einem Solo-Album in die Öffentlichkeit zurückgekehrt, das für Sie „die denkbar schönste Darstellung der Welt ausdrückt, die mich umgibt.“ Gleichzeitig fand sich darauf viel Nachdenklichkeit und Desillusionierung. Ist pure Schönheit also nichts weiter als ein Traum?
Billy Corgan: Sie ist kein Traum, sie ist Realität. Doch um sie ausdrücken zu können, muss man sich auch in einem sehr guten Zustand befinden, und das widerfährt mir einfach so gut wie nie. Wenn man sich nicht hundertprozentig wohl mit sich selber fühlt und versucht, pure Schönheit künstlerisch auszudrücken, dann beschäftigt man sich zwangsläufig mit Idealismus. Das war und ist nicht mein Ziel. Dennoch glaube ich daran, dass reine Liebe existiert, ich bin nur bisher kein Mensch gewesen, der sie fühlen konnte. Es geht also nicht um die Utopie von Schönheit, sondern um meine ganz persönliche Form dessen, was ich als schön empfinde.
Ist demnach auch die Melancholie schön für Sie?
Die Melancholie resultiert aus der Erkenntnis, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe, bevor ich Wahrheit gefunden habe. Wahrheit über mich und über die Welt da draußen.