Arno Funke

Arno Funke

„Gerechtigkeit ist Illusion.“

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18.03.2014, Berlin, im Charlottenburger Café Graffiti. Der Berliner Arno Funke wurde als Kaufhauserpresser Dagobert weltberühmt. Der längste und aufwändigste Erpressungsfall in der deutschen Kriminalhistorie dauerte insgesamt sechs Jahre und endete mit seiner Verhaftung 1994. Im Interview erinnert sich Funke an die Vorgänge, seine Zeit im Knast – und wie es war, nach „Dagobert“ neue Lebensinhalte zu finden.

Herr Funke, das Gefängnisleben fasziniert die Deutschen momentan sehr, Uli Hoeneß sei Dank. Kommen da bei Ihnen, vor 20 Jahren prominentester Häftling der Republik, Erinnerungen hoch?

Arno Funke: Klar. Im Internet kann man beispielsweise lesen, was die Leute so umtreibt. Dass es dem Hoeneß im Knast bestimmt zu gut gehen wird. Die haben keine Ahnung. Die meisten Menschen glauben ja auch, dass der Entzug der Freiheit die Strafe ist. Dabei ist es der tagtägliche Umgang mit Beamten, dieses komplett Durchgeregelte des Tagesablaufs. Das wird auch einen Uli Hoeneß treffen.

Hören wir da leichtes Mitgefühl heraus?

Das habe ich überhaupt nicht. Was mich sehr verwundert, ist eher die Haltung der Politik und die Anerkennung, dass er das Gerichtsurteil akzeptiert. Dabei hatte die Bundesregierung immer breit darauf hingewiesen, wie schwerwiegend Steuerhinterziehung ist. Nun hat es einen aus der gehobenen Gesellschaft erwischt und dann wird dem noch Respekt dafür gezollt, dass er für paar Monate ins Gefängnis geht. Absurd. Natürlich muss man zwischen der Straftat und seiner Lebensleistung unterscheiden, und es mag ja sein, dass er seinen Verein wunderbar geführt hat. Aber das darf man nicht vermischen. Ihm jetzt Kränze zu winden finde ich völlig daneben. Ich habe mein Urteil auch ohne Murren angenommen, und niemand hat mir dafür hohen Respekt gezollt.

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