Anselm Bilgri
„Früher im Kloster war ich sehr cholerisch.“
Zur Person
Anselm Bilgri wurde 1953 in Unterhaching bei München geboren. 1975 trat er in die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs ein. Er studierte Philosophie und Theologie in München, Rom und Passau und wurde 1980 vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger zum Priester geweiht. Von 1986 bis 2004 war er Cellerar (Wirtschaftsleiter) in den Klostern zu München und Andechs. Von seinem Ausscheiden aus der Klostergemeinschaft im Juli 2004 bis 2008 war er Gesellschafter des von ihm begründeten Unternehmens „Anselm Bilgri – Zentrum für Unternehmenskultur“ (AZU) in München. Derzeit ist er als Ratgeber, Buchautor und Redner tätig.
10.10.2007. In seinem Zentrum für Unternehmenskultur in München lehnt sich Anselm Bilgri in einer holzvertäfelten Wandnische zurück. Der ehemalige Benediktiner aus dem Kloster Andechs zeigt heute großen Konzernen, wie sich Gewinnstreben und das Leitbild einer Ordensgemeinschaft vereinen lassen.
Herr Bilgri, wie haben Sie sich heute morgen für diesen Tag motiviert?
Anselm Bilgri: Mit einer gehörigen Portion typisch deutschem Pflichtgefühl: Ich wusste, dass ich heute dieses Interview habe und dafür rasiert und gekämmt sein muss, die Zeitung gelesen und bisschen was im Magen haben sollte. Im Kloster bin ich früher jeden Tag um fünf aufgestanden, aber jetzt erst gegen sieben.
Kennen Sie überhaupt die Hektik, ein Flugzeug beinahe zu verpassen?
Das ist die einzige Hetze, die ich kenne. Es kommt oft vor, dass ich knapp dran bin. Meistens ärgere ich mich dann über mich selbst.