Adolf Burger

Adolf Burger

„Ich entschloss mich, weiterzuleben.“

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Zur Person

11.02.2007, Berlin. Zu Beginn des Interviews im Hilton zückt Adolf Burger seine Visitenkarte. Da wir keine dabei haben, entgegnet er: „Soll ich Ihnen eine fälschen?“ Im Gespräch weicht der schelmische Tonfall schnell einem ernsthaften Ausdruck. Dem elegant gekleideten 89-Jährigen, der das KZ nur dank seiner erfolgreichen Geldfälscherei überlegte, ist sein Alter nicht anzumerken.

Herr Burger, was empfinden Sie angesichts Ihres Vornamens?

Adolf Burger: Der kostete mich leider die Zähne. Als ich in Auschwitz war, musste ich in den ersten drei Wochen Pflastersteine schleppen. In klirrender Kälte, ohne Handschuhe. An dem einen Tag trugen wir sie von einer Stelle 500 Meter weit, am nächsten brachten wir sie an den Ausgangspunkt zurück. Es gab da einen SS-Wachmann, dem auch kalt war wie uns und der sich langweilte. Er rief immer wieder einen Häftling zu sich, ließ ihn zehn Kniebeugen machen oder herumlaufen. Eines Tages war ich in der Reihe. Ich konnte gut deutsch und meldete mich: „Häftling 64401 zur Stelle!“ Man durfte ja keinen Namen sagen. Da schaute er mich an: „Dein Name!“ Ich wiederholte meine Häftlingsnummer, aber er brüllte wieder: „Dein Name!“ Ich sagte „Adolf...“ und noch bevor ich Burger hinzufügen konnte, hatte er mir mit dem Gewehrkolben die Zähne eingeschlagen. Der Mann dachte, ich mache einen Witz.

Wollten Sie Ihren Namen nie ändern?

Nach dem Krieg wählten sich viele Juden andere Namen, um die deutschen Spuren zu tilgen. Aber ich hatte dazu keine Lust. Warum sollte ich mich für meinen Namen schämen, den ich bei der Geburt bekommen habe? Vor allem nachdem ich so viel dafür bezahlt hatte, schließlich kam ich 1945 ohne Zähne nach Hause.

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