Zweiter Prozess gegen regierungskritische Journalisten in der Türkei hat begonnen

Zwei regierungskritischen Journalisten wird in der Türkei zum zweiten Mal der Prozess gemacht. Dem früheren "Cumhuriyet"-Chefredakteur Can Dündar und dem Hauptstadtbüroleiter der Tageszeitung, Erdem Gül, wird die Unterstützung einer Terrororganisation - der Bewegung des im US-Exil lebenden Geistlichen Fethullah Gülen - vorgeworfen. Dündar und Gül waren im Mai wegen der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die "Cumhuriyet" hatte geheime Dokumente enthüllt, die mutmaßlichen türkischen Waffenschmuggel an syrische Rebellen beweisen sollen. Die Verurteilten haben Berufung eingelegt.

Im nun begonnenen Prozess drohen den beiden bis zu drei Jahre Haft, weil sie der Gülen-Bewegung mit ihren Veröffentlichungen "wissentlich und bereitwillig" geholfen haben sollen. Die türkische Regierung macht Gülen unter anderem für den Mitte Juli gescheiterten Putschversuch verantwortlich, er selbst bestreitet die Vorwürfe. Die beiden Journalisten streiten die Anschuldigungen ab. Sie führen an, die Berichte und Bilder aus journalistischem Interesse veröffentlicht zu haben. "Das wird überall auf der Welt als Journalismus betrachtet", sagte Gül vor dem Gerichtsgebäude zu Reportern. Dündar, der sich im Ausland aufhält, nahm nicht an dem Prozessauftakt teil. Während des Gerichtstermins entschieden die zuständigen Richter, den Prozess mit dem gegen den oppositionellen Parlamentarier Enis Berberoglu zusammenzufassen. Berberoglu wird vorgeworfen, eine "Quelle" für die Berichte gewesen zu sein. Die nächste Verhandlung findet am 16. November statt.

Janine Wolloscheck