Berlinale 2017

Kreisch-Faktor, Selfie-Bereitschaft und Autogrammjagd

GALORE Autorin Edda Bauer berichtet für uns während der 67. Filmfestspiele direkt aus Berlin und schildert regelmäßig ihre Eindrücke.


Schön langsam neigt sich eine Berlinale dem Ende, die ungewöhnlich reich an Humor und hoch an Temperatur war. Besonders für letzteres sind wohl alle prominenten Damen, die in schulterfreien Roben über die roten Teppiche der Stadt schritten, sehr dankbar. So richtig viele waren es ja nicht in diesem Jahr. Oder doch? Macht es vielleicht gar nichts aus, dass Penelope Cruz nicht gekommen ist? Ist Patricia Clarkson schon zu ihrer „Party“-Film-Kollegin Kristin Scott Thomas in die Promi-A-Klasse vorgerückt? Stehen Bruno Ganz und Charlie Hunnam in Sachen Fan-Kreisch-Faktor etwa auf der gleichen Stufe? Will man darauf Antworten haben, muss man Experten fragen: Kathi, Sylvia und Jasmin, drei erfahrene Autogrammjägerinnen. Zu den obigen meinen sie (in Reihenfolge): Och, war schon okay. Trotzdem schade. Wer? Hunnam ist soooo cool!

Insgesamt gibt das Trio der 67. Berlinale eine 7,5 auf der Promi-Scala. Ein Wert, der sich nicht nur durch die Anwesenheit von Menschen mit Namen in Leuchtschrift ergibt, sondern auch, wie schreib-freudig die sind und wie Selfie-bereit. Wobei es auch hilft, entweder ein Vampir gewesen zu sein oder in einer Serie über mehrere Episoden gut ausgesehen zu haben. Ersteres deckt Robert Pattinson seit ein paar Jahren quasi im Alleingang ab. „Außerdem ist der supernett und schreibt auch Widmungen, wenn er Zeit hat“, weiß Kathi, die schon acht Stück hat, davon drei allein aus dem Jahr 2015, als er für das James-Dean-Biopic „Life“ in Berlin war. Diesmal aber hat sie es mehr auf Hunnam, seinen Expeditions-Partner in dem Abenteuerfilm „Die versunkene Stadt Z“ abgesehen. Hunnam, Held der Serie „Sons of Anarchy“, hat sowas wie einen Raritäten-Bonus, weil er nur sehr selten in Deutschland ist. Ganz ähnlich ist das übrigens auch mit Hugh Bonneville, dem Earl of Grantham in „Downton Abbey“. Allein die zwei haben den Promi-Faktor der Berlinale über die 5-Punkte-Hürde springen lassen.

Und so ein wie Richard Gere? „Ist ganz klar auch toll“, wägt Jasmin ab, „aber dann doch eher keine drei Stunden Wartezeit ganz vorne an der Absperrung wert.“ Jasmin hat da Prinzipien, und drei Stunden – „naja, dreieinhalb“ – waren ihr nur Gillian Anderson wert. Am Freitag kommt sie gleich nach Schulschluss um 14.00 Uhr, weil um 17.20 Uhr Pressekonferenz zu „Logan“ beginnt, „Hugh Jackman und Patrick Stewart, da kann man ja nicht genug von haben, ne?“

Edda Bauer