Veranstaltungen: Theater

Hell / Ein Augenblick

Die Stückentwicklung hell / ein Augenblick ist die künstlerische Fortsetzung von Das Goldene Zeitalter und Die Borderline Prozession: Diesmal geht es um einen Grenzgang des Theaters zur Kunst der Fotografie. Helligkeit und Dunkelheit tauschen ihre Plätze, die Bühne verwandelt sich in eine gigantische Dunkelkammer, die nur hin und wieder von Blitzlicht durchzuckt wird: 1/50 Sekunde Licht lässt vor den Augen der Zuschauer Bilder entstehen und wieder vergehen – und fragt nach dem Verhältnis von Bild, Abbild und der Flüchtigkeit des Moments: Kann der Augenblick jemals eingesammelt und auf ewig festgehalten werden? hell / ein Augenblick ist eine Poetik der Fotografie, des Lichtbildes und der Menschen auf der Bühne, eine traurig-schöne Meditation über die einzige Konstante im Leben, der wir uns wirklich sicher sein können: die Vergänglichkeit.

Das Stück ist an folgenden Terminen im Megastore Dortmund-Hörde zu sehen: 17., 18. Februar, 01., 18., 26. März, 16. April, 12. Mai, 22. Juni (Karten ab 10,- Euro)

Informationen und Karten unter: 0231 / 50 27 222
www.theaterdo.de
www.facebook.com/schauspieldortmund

Interview mit dem Dortmunder Intendant Kay Voges

Herr Voges, Ihr neues Stück heißt „hell / ein Augenblick“. Sie nennen das selbst ein großes Experiment und Abenteuer. Worauf dürfen die Zuschauer sich denn freuen?
Wir haben in den letzten Jahren viele gute Erfahrungen darin gesammelt, Theaterabende im Kollektiv zu entwickeln. In „Das Goldene Zeitalter“ habe ich gemeinsam mit Alexander Kerlin und dem Ensemble über Wiederholungen und Einzigartigkeit des Menschen gearbeitet. In „Die Borderline Prozession“ ging es um die Gleichzeitigkeit von Ereignissen, und wie wir das im Theater sinnlich machen können. Nun geht es um den „Augenblick“ – kann man ihn festhalten? Im Leben? Im Theater? Oder bedeutet Leben lernen nicht auch immer, loslassen zu lernen?

Das klingt nach „Faust“: „Augenblick, verweile doch – du bist so schön“.
In der Tat. Im Sommer habe ich viel Goethe gelesen und habe dabei immer wieder an die berühmte Stelle zurückgeblättert. Es ist natürlich eine Utopie, den Augenblick für immer konservieren zu wollen. Aber es gibt ein Medium, dass genau das seit bald 200 Jahren versucht: Die Fotografie. Also habe ich mich gefragt, ob man nicht eine Theaterform erfinden kann, die sich mit der Fotografie verbündet.

Und daran arbeiten Sie sich gerade ab?
Richtig, im Team mit 14 Schauspielern und vielen Mitarbeitern. Wir haben den Fotografen Marcel Schaar engagiert, der vielleicht erste Live-Fotograf in einer Theaterinszenierung. Wir arbeiten aus der totalen Dunkelheit heraus, man sieht nichts. Die anderen Sinne werden dadurch extrem angeregt, insbesondere das Hören. Tommy Finke, der auch schon bei „Die Borderline Prozession“ die Live-Musik macht, komponiert bereits den Soundtrack. Die Schauspieler spielen und sprechen also erstmal im Dunkeln. Dann, wie aus dem Nichts, kommt ein Biltzlicht: Und wir sehen riesige Fotos erscheinen. Das ist die Grundkonstellation für den Abend.

Und worum geht es inhaltlich?
Wenn wir über Fotografie sprechen, kommt man automatisch auf die großen, menschlichen Themen: Erinnerung, Vergessen, Vergänglichkeit und Zauber. Wir arbeiten wie schon zuvor mit Textzitaten aus vielen Jahrhunderten, von der jüdischen Kabbala bis zu Charles Bukowski, von Paul Celan bis Rainald Goetz – Goethe, Nietzsche und Baudelaire nicht zu vergessen. Aber das ist nur der Anfang. Wir sind in einer ständigen Suchbewegung und hoffen wie immer, das Publikum am Schluss zu überraschen und zu begeistern. Es ist ein Wagnis, bei dem es thematisch wieder um alles geht: Leben, Liebe und Tod. Und wir wollen uns selbst überfordern, um etwas Einzigartiges zu schaffen.