Wolfgang Kubicki
„Wer mit dem Anspruch auftritt, ein besserer Mensch zu sein, verweigert sich jeder vernünftigen Diskussion.“
Zur Person
Wolfgang Kubicki, geboren am 03.03.1952 in Braunschweig, studierte Volkswirtschaftslehre und Jura in Kiel. 1971 trat er der FDP bei, 1990 wurde er Abgeordneter des Bundestags, 1992 legte er sein Bundestagsmandat nieder, um sich ganz der Landespolitik in Schleswig-Holstein zu widmen. Er wurde FDP-Fraktionsführer im Kieler Landtag, dort ist er seit 1996 Fraktionsvorsitzender der FDP, außerdem arbeitet er als Rechtsanwalt. Was Peter Gauweiler für die CSU ist, ist Wolfgang Kubicki ein wenig für die FDP: Der Rebell, der Klartexter, der unbequeme Wahrheiten ausspricht und dabei Ex-Parteichef Rösler schon mal das Charisma eines Klassensprechers bescheinigt und eine Parteikolllegin mit Müll vergleicht. Wolfgang Kubicki lebt in Kiel, ist in dritter Ehe mit der Strafrechtlerin Annette Marberth-Kubicki verheiratet und hat zwei Kinder.
13.03.2014, Augsburg. Wolfgang Kubicki: Der Mann mit der scharfen Zunge, dessen Interviews so gedruckt werden, wie sie gesprochen wurden. Sagt man. Ein Grund zur Vorfreude, während wir vor einer Brauereigaststätte warten. In Bayern ist Wahlkampfzeit, der lokale Parteichef hat wenig Interviewzeit zugesagt. Kubicki kommt etwas verspätet. Kurze Begrüßung, ab in einen Nebenraum, in dem schon zwei Brotzeitplatten und Bier warten. Das Gespräch beginnt, ein fröhliches schnelles Ping-Pong-Spiel, einige Antworten sind richtige Brocken, die ihm keine Freunde machen werden. Kubicki bleibt dabei gelassen und isst Käse. Es geht schnell durch die Themen und ist schnell wieder vorbei – Kubicki muss auf die Bühne. Zur Autorisierung sagt Kubicki, dass er nur Stilistisches ändern will. Am Ende wird von den Hohepriestern in Kubickis Pressestelle trotzdem fleißig geändert. Spannend bleibt das Gespräch, aber etwas mehr Mut zum Klartext wäre besser. Ein Beispiel für die Last des in Deutschland vorhandenen Autorisierungswahns von Interviews.
Herr Kubicki, ist Politik ein Haifischbecken?
Sie ist kein Haifischbecken, weil man nicht gefressen wird. Sie gleicht eher einem Footballspiel, bei dem man mehr oder minder fair auch mal angerempelt wird.
Hätte Ihnen der Sexismus-Fauxpas von Rainer Brüderle auch passieren können?
Selbstverständlich, weil man ja nie weiß, wie sein Gegenüber die verbale beziehungsweise nicht verbale Kommunikation auffasst. Allerdings hätte auch Frau Himmelreich erkennen können, dass Brüderle Sie mehr auf als in den Arm genommen hat. Denn seine Frage: „Wollen Sie auf meine Tanzkarte?“ machte schon deshalb keinen Sinn, weil es Tanzkarten nur für Frauen und nicht für Männer gab. Eine sehr kluge und sympathische Stern-Journalistin, wie ich zwischenzeitlich habe feststellen können. Wir haben uns seit der Sache mehrfach gesehen und auch Interviews miteinander gemacht – allerdings nur in männlicher Begleitung. Sinnvoller wäre es wohl gewesen, wenn Rainer Brüderle gesagt hätte: „Ich kann mich nach über einem Jahr an den Vorgang nicht mehr erinnern, aber sollte ich der Dame zu nahe getreten sein, entschuldige ich mich dafür.“