Simon Quernhorst

Simon Quernhorst

„Ein Nerd ist jemand, der das Bedürfnis hat, ein Thema allumfassend zu durchdringen.“

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  • Sebastian Mölleken
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Zur Person

26.06.2014, Wesel. Im vergangenen Monat versetzte die größte Videospielmesse der Welt, die Gamescom, Köln für einige Tage in den Ausnahmezustand. Dieses Welt-Event der Branche, das ihre Zukunft feiert, nehmen wir zum Anlass, das erste Mal den Besuch bei einem Mann ins gedruckte Magazin zu bringen, der die Vergangenheit der Game-Branche zelebriert. Simon Quernhorst präsentiert einen Kellerraum voller Konsolen, Spiele, sogar Brettspielfassungen alter Computergames. In der Arbeitsecke Rechner und Monitore, die wirken, als wären sie aus der Zeit gefallen. Doch sie sind in Betrieb, denn der Retro-Experte sammelt nicht nur, er programmiert auch. Neue Spiele für uralte Systeme. Quernhorst serviert Wasser, Limonade und Kaffee und holt weit aus, um sein Spezialinteresse zu erklären.

Herr Quernhorst, die Bezeichnung „Nerd“ wurde in den letzten Jahren nicht zuletzt durch „The Big Bang Theory“ – eine der erfolgreichsten Serien der Welt – ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gezogen. Zählen Sie sich aufgrund Ihrer Interessen dazu?

In diesen Serien sind die Nerds zwar Genies, aber zugleich auch lebensuntüchtig in privaten und praktischen Dingen. Meine Definition des Begriffs wäre eher: Ein Nerd ist jemand, der das Bedürfnis hat, ein Thema allumfassend zu durchdringen. Und das geschieht in unserer heutigen Zeit allerorten.

Wie äußert sich das?

Die Welt ist mittlerweile sehr spezialisiert. Sowohl im Berufsleben als auch im Privaten hat man viel mehr Möglichkeiten als noch vor wenigen Jahrzehnten. Diese Spezialisierung sorgt dafür, dass wir spezialisierte Hobbys haben. Vor zwanzig, dreißig Jahren hat man sich zum Skat getroffen, zum Trinken, zum Kegeln, im Sportverein. In der ausdifferenzierten Hobbylandschaft, die man heute hat, kann man gar nicht mehr alles bedienen. Es ist unmöglich, sich in jedem Thema perfekt auszukennen. Man hat überall nur die Oberfläche angekratzt und womöglich weder die besten Filme gesehen noch die beste Musik gehört noch die besten Spiele gespielt. Also geht man in die Tiefe. Und wird daraufhin flugs in eine Schublade gesteckt. Am auffälligsten ist das natürlich bei den Gamern, weil Videospiele ein mediales Produkt sind, das gerne zum Sündenbock gemacht wird. Man möchte geradezu, dass diese „Nerds“ möglichst freakig sind, damit man einen Schuldigen hat. Sogar die Spielehersteller lassen dieses Zerrbild gerne zu.

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