Shimon Peres

Shimon Peres

„Wir Israelis sind korrekt bis an den Rand der Absurdität.“

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Zur Person

05.05.2007, Berlin. Taschenkontrolle, zugezogene Gardinen und Security-Personal: Die vierte Etage des Hotel Adlon, in der sich die von Shimon Peres okkupierte Suite befindet, ist zum Hochsicherheitstrakt mutiert. Der israelische Vize-Premier erweist sich als freundlicher, zuweilen witziger, in Zweifelsfällen jedoch unbeirrbarer alter Mann.

Mr. Peres, von Ihnen stammt die Aussage, es sei geradezu konstituierend für jedes demokratische System, Fehler zu begehen, diese zuzugeben und sie dann zu beheben. Ganz ehrlich: Sehen Sie persönlich angesichts der aktuellen Regierungskrise in Israel Versäumnisse im letztjährigen Libanon-Angriff?

Shimon Peres: Offensichtlich gibt es sie, sonst hätte sich wohl kaum jemand die Mühe gemacht, extra einen Untersuchungsausschuss zu nominieren. Wissen Sie, eigentlich ist das per se absurd: Eine Regierung setzt einen Untersuchungsausschuss ein, der die Regierung untersuchen soll! (lacht) Aber so sind wir Israelis eben. Es ist eine nette, womöglich ein bisschen spinnerte Tradition, also halten wir daran fest. Lieber legen wir die Karten offen auf den Tisch, statt dass irgendetwas im Verborgenen geschieht. Wir sind korrekt bis an den Rand der Absurdität.

Der Journalist Sever Plosker schrieb über Sie: „Ohne ihn wäre Israel ein anderes Land: weniger wichtig, weniger vorbereitet auf den Krieg, weniger offen für den Frieden.“ Stimmen Sie zu?

Wer wäre so töricht, einem Kompliment zu widersprechen? Komplimente sind schön! Obwohl man vorsichtig mit ihnen sein sollte, ein Kompliment ist nämlich in aller Regel wie ein Parfüm: Es duftet köstlich, doch sein Verzehr wäre höchst ungesund.

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