Karen Duve
„Ich bin nicht für die Politik geeignet.“
Zur Person
Karen Duve kam 1961 in Hamburg zur Welt, lebt aber seit einigen Jahren auf einem Bauernhof in Brandenburg. Bevor Duve sich Mitte der 90er Jahre als Schriftstellerin einen Namen machte, arbeitete sie jahrelang als Taxifahrerin – ihr 2008 erschienener Roman „Taxi“ basiert teils auf diesen Erfahrungen. 2011 erschien ihr Sachbuch „Anständig essen“, für das sie unterschiedliche Ernährungsformen wie vegetarisch, vegan und frutarisch im Selbstversuch testete. Ihr jüngstes Buch „Warum die Sache schief geht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen“ rechnet mit Politikern und Wirtschaftsbossen ab.
19.11.2014, Hamburg, eine Pension im Stadtteil St. Georg. Karen Duve sitzt im Frühstücksraum des kleinen Hotels vor einer leeren Tasse Kaffee. Ein Hauch Resignation schwingt in diesem Moment mit, der sich auch während des Gesprächs über ihr neues Buch, die Abrechnung mit dem Zustand der Welt, nicht vertreiben lässt. Trotzdem ist Karen Duve eine unkomplizierte Gesprächspartnerin, die offen und interessiert auf Fragen antwortet und kein Blatt vor den Mund nimmt, egal, ob es um blutige Erfahrungen als Tierrechtsaktivistin geht, die Begeisterungsfähigkeit von Hegdefonds-Managern oder die Umweltverträglichkeit von Oldtimern.
Frau Duve, Ihr neues Buch ist eine Streitschrift, eine wütende Abrechnung.
Karen Duve: Ich nenne es eine seriös recherchierte Bestandsaufnahme. Aber zwischendurch gab es durchaus auch genügend Gründe, wütend zu werden.
In „Warum die Sache schiefgeht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen“ vergleichen Sie Banker mit Bankräubern und kreiden Wissenschaftlern ihre Risikobereitschaft als Leichtsinn an.
Viele Wissenschaftler sind nicht geeignet, Risikobewertungen abzugeben – ganz gleich wie klug sie sein mögen. Ihr ausgeprägtes systemisches Denken, besonders bei Physikern, hindert sie daran, Gefahren zu erkennen, die außerhalb ihres Systems vorkommen.