Jürgen Domian

Jürgen Domian

„Mein Menschenbild hat sich im Laufe der Jahre schon verschlechtert.“

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  • Tobias Vollmer
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03.03.2015, Köln. Verstecktes, Verschämtes und Tabubrüche aller Art. Es gibt wahrscheinlich nichts, worüber Jürgen Domian noch nicht gesprochen hat. Dementsprechend befangen ist man zunächst, wenn die aus Radio und Fernsehen vertraute Stimme am Telefon erklingt. Doch diesmal ist Domian nicht auf Sendung und kann zur Abwechslung einmal über sich selbst reden. Dabei ist der beliebte Talker offen, engagiert und zuvorkommend. Als wenige Tage nach dem Interview bekannt wird, dass er mit seiner Mitternachtssendung aufhören wird, stellt sich Domian sofort für ein paar Anschlussfragen zur Verfügung.

Herr Domian, würden Sie bei sich in Ihrer Sendung anrufen?

Jürgen Domian: Ich gehöre zu den Luxusgeschöpfen, die ihr ganzes Leben lang immer mindestens einen Menschen hatten, mit dem sie über alles reden konnten. Ich würde wegen persönlicher Anliegen also nicht anrufen, durchaus aber zu gesellschaftlichen oder politischen Themen.

Worum geht es heute bei Ihnen in der Sendung?

Heute geht es um Einsamkeit. Mir ist erst durch die Sendung klar geworden, wie viele Menschen aus den verschiedensten Bildungs- und Altersspektren einsam sind und sich nicht mit anderen Menschen austauschen können. Sie greifen dann zu einem Format wie „Domian“, weil ich vielen durch die langjährige TV- und Radio-Präsenz zu so etwas wie einem guten Bekannten, wenn nicht zu einem Freund geworden bin. (überlegt) Ich erinnere mich an einen sehr gravierenden Fall, da war ein Kind sexuell missbraucht, entführt und ermordet worden. Dieses Trauma hat die Familie intern völlig verstummen lassen, sodass kein Austausch untereinander mehr möglich war. Da hat sich dann die Frau in ihrer Not an uns gewandt, und ich habe über eine halbe Stunde mit ihr über ihr ungeheuerliches Unglück gesprochen.

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