Harald Falckenberg

Harald Falckenberg

„Ich möchte der Bedeutungslosigkeit und dem Scheitern eine Bahn brechen mit meiner Sammlung.“

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Zur Person

31.03.2014, Hamburg. Ein luxuriöses Appertmenthaus in einer der besten Wohngegenden direkt an der Alster. An der Klingel steht nur „H. F.“, von der Marmor-Lobby aus gelangt man per Fahrstuhl direkt in das weitläufige Appartment, das Deutschlands bedeutendster privater Kunstsammler mit seiner Partnerin bewohnt. Auf zahllosen Tischen lagern in Stapeln hochwertige Kunstbände, selbst die Küchenanrichte sowie sämtliche Wände im Loft-artigen Wohnbereich sind voll davon. Was dafür erstaunlicherweise völlig fehlt: Kunst an der Wand oder als Objekt im Raum. Falckenberg – stark erkältet, aber trotzdem guter Dinge – setzt sich mit einem Glas Apfelsaft an einen der Esstische. Kaum hat man die erste Frage gestellt, doziert er los: Über den Kunstmarkt der Gegenwart, gute und schlechte Kunst, das Verständnis für postmoderne Kunst, den Aufbau einer guten Sammlung und vieles mehr. Rund zwei Stunden wird er kaum zu bremsen sein.

Herr Falckenberg: Sie haben 1994 damit begonnen, Kunst zu sammeln, bereits fünf Jahre später zählte man Ihre Sammlung zu den 200 bedeutendsten Privatsammlungen der Welt. Was machen Sie richtiger als andere?

Harald Falckenberg: Das hing damit zusammen, dass ich nicht einfach wahllos Bilder, Skulpturen und Installationen gekauft habe, sondern mir von Beginn an einen Plan zurechtgelegt habe, wie ich eine echte Sammlung aufbaue. Ich war damals 50 Jahre alt und bekam etwas, das man wohl ‚positive Midlife-Crisis’ nennen kann. Meine Überlegung war: Wenn ich mit 65 aus dem Berufsleben ausscheide, möchte ich nicht dazu verdammt werden, den Rasen zu mähen oder Rosen zu züchten. Ich wollte mir ein sehr dezidiertes Interessensgebiet aufbauen, und das rechtzeitig. Durch persönliche Beziehungen wurde ich damals in den Vorstand des Kunstvereins gewählt – als Schatzmeister, weil man hoffte, von mir viel Geld zu bekommen – und bereits zwei Jahre später zum Vorstand bestimmt. Dort habe ich viel gelernt, denn man kann solch eine Sammlung nur aufbauen, wenn man sich darum bemüht, sich tief in diese Materie hinein zu denken.

Es ging also nicht vordergründig darum, Kunst zu sammeln, die Sie persönlich schön und ansprechend finden?

Das ist eine durchaus respektable Haltung, aber das hat natürlich nichts damit zu tun, was den Wert von Arbeiten und die Idee der Kunst unter Experten ausmacht. Das ist so ähnlich, als ob man gern mal eine Flasche guten Rotweins trinkt, oder ob man sich als Fachkenner für Bordeaux etablieren möchte. Beides ist in Ordnung, aber mein Ansatz war eben der, ein Fachkenner für bestimmte Kunstgebiete zu werden und meine Sammlung diesbezüglich aufzubauen. Früh habe ich dann damit begonnen, über Kunst zu schreiben, habe auch Bücher veröffentlicht, und mir so innerhalb von fünf, sechs Jahren ein umfassendes Wissen zu bestimmten Kunstgebieten angeeignet. Durch dieses konsequente Herangehen ist es dann recht schnell zu dem Aufbau einer Sammlung gekommen – auch, um die ersten Orientierungen zu gewinnen. Man sollte sich als Sammler zwingend auf bestimmte Richtungen festlegen, damit eine Sammlung entsteht und kein Sammelsurium.

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