David Garrett

David Garrett

„Ich bin lieber der schönste Geiger der Welt als der hässlichste.“

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  • Jonas Holthaus
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Zur Person

23.09.2015, Berlin. Das Treffen mit Deutschlands Geiger Nummer eins zieht sich hin. Erst kommt er zwei Stunden später als erwartet, dann haben Film- und Fototeams ihre Zeit mit David Garrett. Es ist bereits früher Abend, bis wir an der Reihe sind. Garrett zeigt sich kurz überrascht, als er erfährt, dass sein Interviewmarathon noch nicht vorbei ist, doch gleich darauf ist er wieder hellwach: „Okay, noch mal voll konzentrieren.“ Wir setzen uns im gemieteten Fotostudio im Schneidersitz auf den Boden und sprechen über Klassik und Crossover, falsche Wahrnehmungen und Idiotien in der Show, aber auch sehr offen über so manch kritischen Punkt, der sich an David Garrett und seinem künstlerischen Weg finden lässt. Er selbst bleibt die ganze Zeit über völlig entspannt.

Herr Garrett, um einmal den Titel Ihrer neuen Platte „Explosive“ aufzugreifen: Was lässt Sie explodieren?

David Garrett: Im negativen Sinne? (überlegt) Ich mag Unpünktlichkeit überhaupt nicht, und wenn Menschen ihren Job nicht ernst nehmen. Wenn ich bei Leuten merke, dass sie um neun zur Arbeit gehen, um Punkt fünf Feierabend machen und am Wochenende nicht erreichbar sind, obwohl etwas Wichtiges ansteht, das unbedingt erledigt werden muss. Natürlich verstehe ich, dass Menschen Familie haben und auch ein anderes Leben als ich und dass ein Job für sie eben ein Job ist. Aber ich lebe meinen Beruf, und daher habe ich manchmal Schwierigkeiten damit, das nachzuvollziehen. Wenn ich eine E-Mail verschicke und die Antwort bekomme, dass jemand von dann bis dann nicht zu erreichen ist, dann denke ich schnell: Du Idiot, es steht so viel an, und du machst erst mal Freizeit? Menschenskind! Du hast wohl wegen Reichtum geschlossen oder was?

Was wären denn dann die Dinge, die Sie positiv explodieren lassen?

Oh, eigentlich alles, was im Leben toll ist: Spazierengehen, Luft atmen, morgens aufwachen und sich einen guten Kaffee machen. Etwas Ordentliches essen, ein paar geile Schuhe anziehen, rausgehen. Menschen kennenlernen, mit einer hübschen Frau zu Abend essen, ein richtig gutes Gespräch führen. Oder abends in der Badewanne liegen, ein gutes Bett mit einem geilen Kopfkissen: Das finde ich alles sehr erhebend und beglückend. Explodieren ist hierfür vielleicht ein etwas extremer Begriff, aber das sind Sachen, die mich wirklich erfreuen und in mir eine innere emotionale Ausgeglichenheit erzeugen.

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