Clueso
„Mich hat bislang niemand so provoziert wie meine besten Freunde.“
Zur Person
Clueso (geboren am 9. April 1980 in Erfurt als Thomas Hübner) wuchs in der kleinen Gemeinde Ichtershausen in Thüringen auf. Mitte der 90er-Jahre begann er zu rappen, 2001 veröffentlichte er sein Debütalbum „Text und Ton“. Acht Studioalben folgten, dazu eine Liveplatte mit philharmonischer Begleitung. Clueso gewann siebenmal den Radiopreis „1Live Krone“ und erreichte mit drei Alben Platz 1 der Charts. Er ist Mitinitiator des Kreativraums und Veranstaltungsorts „Zughafen“ in Erfurt, trennte sich aber vor wenigen Jahren von dem Kollektiv. In einer „Tatort“-Folge im Februar 2021 spielte er keinen Inspektor, sondern: Clueso. Also sich selbst.
13.08.2014, Hamburg. In einem Hotel mit Blick auf die vom Wind aufgeschäumte Elbe sitzt Thomas Hübner alias Clueso und rührt unaufgeregt in einer Espresso-Tasse. Mit einem Lächeln erinnert er sich an ein früheres Interview für GALORE. Damals sei es um „Osten“ gegangen. Er sagt es in seinem thüringischen Akzent, dass es wie „Austin“, die Stadt in Texas klingt. Wir lachen über die kurzfristige Verwirrung und eröffnen ihm, dieses Mal den Plan zu verfolgen, sein nettes Image über den Haufen zu werfen. Clueso ist begeistert und erzählt im folgenden Gespräch Anekdoten aus seiner kriminellen Vergangenheit, die Notwendigkeit von Reibung und wie es sich mit 34 Jahren in einer WG lebt.
Clueso, empfinden Sie provozierende Fragen von Journalisten als Segen oder Fluch?
Clueso: Das hängt davon ab, wie schlau es gemacht ist. Als Journalist muss man mit den Fragen so jonglieren können, dass das Interview nicht erkaltet. Manche stellen sich leider so blöd dabei an, das Gespräch zu lenken, dass ich das dann übernehme. Ich mag provozierende Fragen, weil man sich dadurch mit sich selbst auseinandersetzen kann. Man gelangt in Ecken, in denen man vorher vielleicht noch nicht war. Und wenn man das schon eine Weile gemacht hat, weiß man auch, worüber man reden will und wie man freundlich vermittelt, wo die Grenze ist. Es ist ein bisschen wie Computerspielen oder Tischtennis – das Reaktionsvermögen ist gefragt. (lacht)
Es gibt auch einen Unterschied zwischen Provokation und schlichter Unverschämtheit.
Genau! Zu provozieren ist in Ordnung. Unverschämt wird es erst, wenn man wiederholt die Grenzen aufzeigen muss. Wenn jemand so begriffsstutzig ist, dass man explizit sagen muss: „Hey, ich habe es dir schon auf verschiedenste Weise erklärt“.