Christoph Maria Herbst

Christoph Maria Herbst

„Ich bin Mamas Liebling. Vielleicht sogar Schwiegermamas Liebling.“

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  • Christian Hartmann
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Zur Person

08.06.2015, Berlin. Das Hotel heißt Rome, der Teint ist ägäisch und der Bartschatten so akkurat katalan wie der von Pep Guardiola. Christoph Maria Herbst, Wuppertaler von Geburt und Gemüt, versprüht mediterranes Flair, während er ins sandfarbene Sofa sinkt, sichtlich zufrieden damit, dass Männer mit sehr hoher Stirn, also echte Kerle wie Guardiola, Varoufakis oder eben er selber, optisch derzeit extrem gut im Trend liegen. Akustisch ist Herbst den beiden allerdings weit voraus mit seinem leicht säuselnden Tenor und der makellosen Modulation, mit der er perfekt Pointen setzt, die auch vor der eigenen Person nicht zurückschrecken. Und hinter alledem lungern zwei Figuren, die ein Entspannen völlig verhindern, aber den Unterhaltungswert immens steigern: Stromberg und Hitler.

Herr Herbst, 2010 haben Sie kurz nach dem Erscheinen Ihres Buchs „Ein Traum von einem Schiff“ vollmundig einen literarischen Nachfolger angekündigt. Das ist jetzt fünf Jahre her. Lohnt sich das Warten noch?

Christoph Maria Herbst: Ja, das frage ich mich auch immer wieder. Ich rede mir selbst immer ein, gut Ding will Weile haben, um dann in realistischeren Momenten festzustellen, dass Schreiben zwar eine tolle Sache ist, aber nicht meine. Ich bin konditioniert, mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten. Ich brauche das Ensemble oder ein Team. Schreiben ist dagegen eine sehr einsame Angelegenheit, und ich bin nicht dafür gemacht, vor einem weißen Blatt Papier zu sitzen, das mich zu verschlingen droht. Ich will mich auch nicht früh morgens aus dem Bett quälen, nur weil ich festgestellt habe, dass das für mich die beste Zeit zum Schreiben ist. Dann werde ich aber doch immer wieder damit konfrontiert, dass der Biorhythmus allein nicht zur Inspiration reicht. Nachdem ich all das also hochdiszipliniert aber total erfolglos getan habe, habe ich beschlossen, dass ein Buch reicht. (lacht)

Das ist schade um den Humor, den Sie durchaus auch in der Schriftsprache beherrschen.

Tatsächlich glaube ich, dass ein großer Teil der Witzigkeit dem Umstand geschuldet ist, dass es anfänglich nie als Buch geplant war. Es handelte sich ja zunächst um E-Mails mit Geschichten, die ich aus Langeweile an Bord des Traumschiffs geschrieben und Freunden unangefordert in ihre Mail-Accounts abgeworfen habe. Hätte mir damals ein Verlag den Auftrag erteilt, wäre alles viel krampfiger und angestrengter geworden. Vermutlich, weil ich mich selbst verrückt gemacht hätte mit dem Abgabetermin, dem „Das muss jetzt aber richtig lustig werden“ und dem „Da musst du denen aber richtig eins reindrücken“.

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