Charlotte Roche

Charlotte Roche

„Mir fällt nichts ein, worüber man schweigen sollte.“

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  • Frederike Wetzels
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08.10.2015, Köln. Ein Interview mit Charlotte Roche, da denkt man sich als Journalist: Achtung, das wird kitzlig. Entweder wird sie einen mit tabubrechender Ungeniertheit überrumpeln oder es wird genau das Gegenteil passieren und sie wird die Sensationslust des Fragestellers mit großer Seriosität enttäuschen. So ist das eben, wenn man mit einer sogenannten Skandalautorin spricht. Am Ende kommt es doch wieder ganz anders: Roche wirkt, wie man sie aus dem Fernsehen kennt: zugewandt, lässig, mit unverwechselbarer Stimme. Eine Mischung aus Party-Psychologin und Lieblingskindergärtnerin, die sich für kein Tabuthema zu schade ist. Warum also nicht schon einmal Impotenz, Rachephantasien und das eigene Ableben durchsprechen?

Frau Roche, worüber sollte man schweigen?

Charlotte Roche: (überlegt) Mir fällt nichts ein, worüber man schweigen sollte. Denn wenn man über etwas schweigen soll, bedeutet das doch nur, dass man darüber auch nichts hören will. Und dann wäre es genau darum besser, darüber zu reden. Natürlich nicht mit jedem und nicht in jedem Rahmen – zum Beispiel in einem Interview.

Ganz allgemein gefragt: Gehen uns die Tabus aus?

Ich hasse das Wort Tabu und auch diese Formulierung, „Tabus brechen“. Viele Tabus empfinde ich als lebenseinengend.

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