Brian Setzer
„Heute gibt es in Finnland bessere Rockabilly-Bands als in Memphis. Das ergibt überhaupt keinen Sinn, aber es ist so.“
Zur Person
Brian Robert Setzer kam am 10.4.1959 in Massapequa/Long Island auf die Welt. Seine Liebe zum Rockabilly erwachte im Alter von sieben Jahren, als er erstmalig die Beatles aus der Jukebox einer kleinen Pizzeria hörte. Ihre Version eines Carl-Perkins-Songs und das Bild von George Harrison mit einer Gretsch-Gitarre veränderten sein Leben einschneidend. Zum nächsten Idol des jungen Gitarristen wurde Eddie Cochran. Im Alter von 16 Jahren verließ er sein Elternhaus, um professioneller Musiker zu werden. Mit seinen Kollegen Lee Rocker (Bass) und Slim Jim Phantom (Schlagzeug) gründete er die Stray Cats, die Anfang der 80er-Jahre über den Umweg England den Durchbruch schafften. Bis heute haben sich die Stray Cats mehrmals aufgelöst und wiedervereint und gelten als Blaupause für einen zeitgenössischen Rockabilly. 1994 gründete er das Brian Setzer Orchestra, das ein Swing-Revival auslöste und bis heute regelmäßig auf Tour geht. Daneben spielt er in verschiedenen Bandbesetzungen immer wieder Platten ein, auf denen er seiner Liebe zum Rockabilly Ausdruck verleiht. Der 55-Jährige lebt mit seiner dritten Frau in Minneapolis. Aus seinen ersten beiden Ehen stammen sein Sohn Cody sowie die beiden Töchter Dane Lily und Darin Lee.
05.06.2014, Minneapolis. Passend zum 60. Geburtstag des Rock’n’Roll bringt Brian Setzer mit „Rockabilly Riot: All Original“ in diesem Sommer ein sehr klassisch und rudimentär gehaltenes Album auf den Markt. „Nur mit Elvis als Sänger hätten wir es noch besser machen können“, freut sich der 55-Jährige. Dennoch scheinen seine Presseleute etwas angespannt zu sein. Vor dem Interview bekommen wir die Aufforderung, keine „albernen“ Fragen zu stellen – etwa die nach einer erneuten Reunion der Stray Cats. Im Gespräch ist davon aber nichts mehr zu spüren. Gut gelaunt und voller Enthusiasmus beantwortet Setzer selbst Fragen zu den Vorlieben seiner Kinder. Und natürlich zu seinem Lieblingsthema: dem Rock’n’Roll.
Mr. Setzer, Sie gelten als Godfather des Rockabilly. Wie würden Sie die frühen Momente des Rockabilly beurteilen? Nicht zufällig eine der wichtigsten Phasen der Musikgeschichte.
Brian Setzer: Da ist etwas Neues auf die Welt gekommen, ein neues Baby. Und nicht nur eins. Rockabilly kombinierte weiße Musik, schwarze Musik, Country, Gospel, Jazz – all diese Stile verschmolzen zu einem. Warum es gerade zu diesem Zeitpunkt passierte? Der Krieg war noch nicht lange vorbei. Die Menschen kamen abends nach Hause und waren gelangweilt. Daher suchten sie etwas, das sie tun konnten, das sie erfüllte. Jeder, vor allem Musiker, wollte etwas Neues ausprobieren. So wurde auch der Rock’n’Roll geboren. Die ersten Schritte dieses Babys waren Elvis’ „That’s All Right“.
Und damit betrat auch ein erlesene Gruppe an Gitarristen die Bühne: Carl Perkins, Scotty Moore, Cliff Gallup, Eddie Cochran. Das muss für jeden Musiker wie eine Explosion gewesen sein.
Absolut! Was die Leute dabei nicht vergessen sollten, ist, dass großartige Gitarristen wie Jimmy Page und Jimi Hendrix Licks von Leuten wie Scotty Moore, Cliff Gallup oder James Burton geklaut haben. Sie haben sie kopiert – und dann daraus etwas Neues gemacht. Sie waren Genies, trotzdem haben sie anfangs die Licks dieser Leute geklaut. Diese Gitarristen aber haben die Rock’n’Roll-Licks erfunden. Erfunden!