Anton Corbijn

Anton Corbijn

„Einsamkeit hat eine romantische Note. Deswegen funktioniert sie auch so gut in Filmen.“

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25.08.2015, Berlin. Der Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn absolviert die Fotosession im plüschigen Berliner Hotelzimmer geduldig. Eigentlich fühlt er sich, das ist bekannt, im Fokus nicht wohl. Er sagt: „Ich stehe lieber auf der anderen Seite des Objektivs“. Es ist noch früh am Morgen, 10 Uhr, eigentlich keine Künstlerzeit. Vielleicht liegt es daran, dass Corbijn gelegentlich etwas müde wirkt. Zwischendurch allerdings blüht er immer wieder auf, ganz nach Interessenlage. Nach Berlin gekommen ist er, um seinen jüngsten Film „Life“ über die Begegnung zwischen dem Fotografen Dennis Stock und der Leinwandikone James Dean zu promoten. Parallelen zu seinem eigenen Leben und Schaffen drängen sich auf.

Herr Corbijn, man sagt, ein Foto habe die Macht, Menschen überlebensgroß erscheinen zu lassen. In Ihrem neuen Film „Life“ geht es unter anderem auch um ein solches Foto.

Anton Corbijn: Wir haben im Film eines der ikonografischsten Bilder des vergangenen Jahrhunderts nachgespielt: die Aufnahme, wie James Dean über den Times Square läuft, die Zigarette im Mund, den Mantelkragen hochgeschlagen. Es ist interessant, sich vorzustellen, wie dieses Bild entstanden ist, das so berühmt wurde und als Poster in den Jugendzimmern von Menschen auf der ganzen Welt hing. Ich habe die Kontaktabzüge gesehen, es war nur ein kurzer Moment, in dem ein paar Bilder geschossen wurden, das war’s.

Die Szene ereignet sich in Ihrem Film eher nebenbei.

Die Produzenten sagten mir, ich solle den Moment größer machen, es sei schließlich ein so bedeutendes Foto. Ich entgegnete, nach meiner Erfahrung als Fotograf spiele sich das aber nicht so ab. Wenn man ein Bild macht, das später berühmt wird, merkt man das nicht unbedingt in dem Moment. Aber Menschen, die keine professionellen Fotografen sind, denken, man macht so eine Aufnahme und jubelt: „Ich hab’s! Fantastisch!“ Die Zeit, die Geschichte, vieles hat einen Einfluss darauf, welche Bilder in den Köpfen der Menschen bleiben.

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