Annie Sprinkle
„Ich bin von der Macht der Sexualität überzeugt.“
Zur Person
Annie Sprinkle wurde 1954 in Philadelphia geboren, wuchs in Los Angeles auf und zog nach der Begegnung mit „Deep Throat“-Regisseur Gerard Damiano nach New York. Dort arbeitete sie bis Mitte der 1990er Jahre als Prostituierte, erlangte aber auch als Pornostar Bekanntheit. Schon in den 80ern begann sie die Seiten zu wechseln, drehte eigene Filme und engagierte sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen und einen sexpositiven Feminismus. Zunehmend verlagerte Sprinkle in der Folgezeit ihr Engagement in die Kunstszene, von der sie sagt, dort gäbe es weniger Zensur. Legendär sind ihre Shows wie „Post Porn Modernist“, „Annie Sprinkle’s Herstory Of Porn“ oder „Public Servix Announcement“, in der sie einzelnen Zuschauern via Spekulum und Taschenlampe ihre Gebärmutter zeigte. Sprinkle hat einen Doktor in Sexualwissenschaften und hält Vorträge an Universitäten in den USA und Europa. Ferner tourt sie mit diversen Shows, Workshops und Performances um die Welt. Seit 2007 ist sie mit Elisabeth Stevens verheiratet. Gemeinsam verfolgt das Paar in den vergangenen Jahren die „ökosexuelle“ Bewegung, die die Vereinigung mit der Erde und den Schutz der Umwelt zum Ziel hat.
21.08.2014, Hamburg. Das Interview mit Annie Sprinkle sollte ursprünglich während einer Hamburger Konferenz zwei Wochen zuvor stattfinden. Wegen Sprinkles engem Zeitplan realisieren wir das Gespräch nun via Skype und landen inmitten des wunderbaren Domizils, das Sprinkle mit ihrer Frau bewohnt. Sonnenstrahlen fallen durch die Fenster des pinkfarben gestrichenen Büros. Sprinkle verlagert das Interview zwischendurch nach draußen, zeigt ihr Haus und die imposanten Redwood-Bäume. Entsprechend gern lenkt sie das Gespräch auf ihr aktuelles Projekt, die ökosexuelle Bewegung, spricht aber auch von ihren Jahrzehnten als Sexaktivistin, über frühe Liebhaberlisten und Erinnerungen an die Hamburger Reeperbahn.
Mrs. Sprinkle, Sie sagen, Sie sagen, Sie haben 7.000 unterschiedliche Arten von Sex erlebt. Erinnern Sie sich an ihre ersten Dates als Teenager?
Annie Sprinkle: Ich war extrem schüchtern und habe mich mit Jungs nicht so richtig wohl gefühlt. Entsprechend hatte ich wenige Dates als Teenager. Aber mit 16 habe ich diesen Jungen getroffen, der zehn Jahre älter war als ich, ein Motorrad besaß und diesen Hippie-Coffeeshop. Wir hatten direkt einen Draht zueinander. Mit Jungs meines Alters hatte ich immer Schwierigkeiten. Küssen und sogar Händchenhalten waren mir unangenehm.